Kent – Hagnesta Hill :: Kommerziell kalkulierter Schweden-Pop ohne die frühere Naivität
Beruhigend zu hören, dass aus Schweden derzeit auch noch etwas anderes als die maskenhaft grinsenden A-Teens exportiert werden. Kent, eine der besten Britpop-Bands, die nicht aus Manchester, sondern aus dem verträumten Eskilstuna, 125 Kilometer nördlich von Stockholm, stammt.
veröffentlichen mit „Hagnesta Hill“ ihr viertes Album. In Schweden, wo das Album bereits im Dezember zu haben war, damals allerdings noch mit schwedischen Texten, setzte es sich sofort an die Spitze der Charts.
Der Rest der Welt ist von Kent noch nicht ganz so begeistert – wenngleich das vor zwei Jahren international veröffentlichte Album ,Jsola“ bereits so manchen Kritiker aufhorchen ließ. Plötzlich waren da vier Schweden scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht, die einen ganzen Koffer voller Sehnsucht, einen Sack voll Melodien und mit Joakim Berg einen Sänger mitbrachten, der in seinen besten Momenten an die Emphase eines Billy Corgan heranreichen konnte. Mit „If You Were Here“ verbuchten diese Skandinavier sogar erstmals so etwas wie einen Hit.
Kommt mit „Hagnesta Hill“ nun der Durchbruch? Wird es das letzte Kent-Album sein, das in zwei Sprachen veröffendicht wird? Es ist zu befürchten. Deutlich merkt man, dass es den vier Jungs seit ihrem Blick in die große, weite Welt nicht an Selbstbewusstsein mangelt. Drehte sich „Isola“ noch hauptsächlich darum, der Monotonie Eskilstunas und einer vermeintlichen Zukunft als Fließbandarbeiter in der örtlichen Fabrik zu entfliehen, so befasst sich „Hagnesta Hill“ mit den seelischen Erfahrungen auf der ersten großen Tournee und dem – gähn – Auf und Ab der Emotionen im Erfolgstaumel. Dazu gibt’s flachen, US-Rock-infizierten Breitwandsound, der – leider – jenes an „Isola“ geschätzte Element der Sprödheit vermissen lässt. Glatt produziert, konsequent radiotauglich und langweilig wollen sich Kent in die
verlockenden Gefilde der Billboard-Charts rocken. „Everybody gets a second in the sun/ I think diät mine has just begun“, singt Berg in dem stampfenden Single-Hit „Music Non Stop“. Möglich.