Kill Bill Vol. 2 :: Start: 22. 4.

Dies ist der Film, an dem Harvey Weinstein nicht herumgeschnippelt hat. Statt dessen gestattete er Tarantino, dass der seine vierte Regiearbeit in knapp zwölf Jahren in zwei Teilen herausbringen kann. Was wurde nicht zuvor geunkt und gespottet von Neidern und Presse. Tarantino fallt nichts mehr ein. Tarantino wird nie fertig werden. Tarantino wird kommerziell und künstlerisch scheitern. Und dann: „Kill Bill“. Sein Opus. Ein vollkommen wahnwitziges Werk. Insgesamt fast vier Stunden, die Kino kompromisslos wieder aufregend machen und für Aufregung sorgen. Gewalt! Coolness! Genialität! Comic Tarantinos erster Actionfilm – und auf seine unnachahmliche Weise kann sich der Autodidakt aus dem Videoshop mehr als mit seinen Vorbildern messen.

„Kill Bill“ ist Pulp. Trash. Exploitation. B-Movie. In ganz eigener Ästhetik verbindet er die Großmeister des Kinos mit den Ed Woods der Dumpingvideos. „Kill Bill“ ist für Menschen, die Filme in allen Facetten lieben. Bis auf Science Fiction kommt hier jedes Genre vor. Tarantino ist die Kunst des Trivialen, die Auferstehung des Verkannten und die Wiederkehr von John Travolta, Bruce Willis, Pam Grier, Robert Foster und David Carradine, der als Bill besser ist als je zuvor.

Und aus Uma Thurman, die mit „Pulp Fiction“ zum Star wurde, hat Tarantino nun eine Ikone gemacht, von der selbst Frauen schwärmen. Dies ist ihr Film, obwohl sie mit Daryl Hannah (als zischelnde, zynische Killerin Elle Driver) eine verblüffend grandiose Gegnerin hat. In einem Wohnwagen liefern sich die zwei Blondinen einen wüsten Kampf, dessen Härte, Sound und Montage eine Wucht entfesseln, die fulminant und ohne Beispiel ist. Trotzdem ist die Atmosphäre von „Vol. 2“ anders als bei „Vol. 1“. Es gibt mehr und längere Dialoge, der Tonfall ist noch morbider, aber auch ernster und weniger cartoonhaft, die Bilder sind nicht so sehr stilisiert „Vol. 2“ erinnert noch stärker an billige Italo-Western, die Horrorfilme der Siebziger und Action-Krimis der frühen Achtziger. Schwarzweiß gedreht ist das vollständige Massaker in der Kirche von El Paso, bevor Thurman den Inhaber eines „used records store“ heiraten kann. Mit den typischen Farben und Motiven des Kung-Fu-Films aus Hongkong zeigt eine Rückblende, wie die Braut bei einem Shaolin-Mönch die Kampfkunst erlernt hat. Und im Showdown zwischen ihr und Bill, dem Vater ihrer Tochter, gelingt es Tarantino, John Woos „The Killer“ sowie Anfangs- und Schlußszene von Sergio Leones zwei besten Western zu zitieren.

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