Kim Fowley – Fantasy World :: Shoeshine
Der große alte Knallkopf öffnet noch einmal den Vorhang und singt Texte, die er in den vergangegen, na: 30 Jahren geschrieben hat. Ein Francis Macdonald besorgte die Kompositionen und spielte das ganze Zeug auch gleich selbst. Im Booklet bedauert Fowley, dass er nicht singen kann: „The frog voiee belongs to me… If only I could have had the voiee of Roy Orbison or Freddie Mercury.“ Ein Mann über 60, Rock’n’Roll in jeder Faser seines Körpers, singt die Musik seiner Jugend. „This album is dedkated to my future wife. If I die before you do, you can be the young grieving widow who will inherit all my money. Think of the possibilities.“ Ja, Fowley ist nicht ganz dicht, aber was für ein großartiger Bursche!
Infantil, wo nicht pubertär sind diese Lieder, sie wurzeln im ganz frühen Rock’n’Roll, als er schnell die Unschuld verlor. „My baby and I, it feels so right“ – dazu Kirchenglocken und Bläser allerlei Schmonzes, das ist natürlich schmuddelig wie Jerry Lee Lewis, nix da Naivität. Die musikalische Heraufbeschwörung dieser Ära Ende der Fünfziger, Anfang der Sechziger: die sonnige Strand-Fantasie „Schoolgirl X“ mit Surf und Hot-Rod, der Glam-Trash „22nd Century Boy“, das schon desillusionierte, mit schweren Gitarren bewehrte „Misery Loves Company“, die tollen, einfachen und herzerwärmenden Melodien überall. Und mit „Captured By The Darkness“ kommt so ein Dick-Dale- und Neil-Diamond-Ton in die Chose, nicht richtig bedrohlich, aber mit dem Unheil kokettierend. Hollywood, meint Fowley und grüßt Phil Spector, dem dieser Scheiß passiert ist Und dann wieder diese Harmonien und Chöre bei „Fantasy World“ – wie Bowie auf „Tonight“, Iggy Pop als Balladensänger, die Spector-Sachen, Todd Rundgren, Dave Edmunds, Brian Wilson – Fowley benennt das alles selbst, hat alles gehört, alles erlebt. Er muss eine gewaltige Sehnsucht danach gehabt haben, mal wieder da vorn zu stehen und zu balzen: „Wouldn’t you rather be an old man’s darling than a young man’s fool?“ fragt er Pam aus Kilkenny, Irland. Hoffentlich hält die Erektion das aus. Wir gönnen es Kim Fowley. Auch wenn er wie ein Frosch singt oder They Might Be Giants.