King Crimson – Heavy ConstruKction

Boring old farts sagten die Punks in den Siebzigern zu Bands wie King Crimson. Dinosaurier-Bands nennt man sie heute, wenn man nicht weiter weiss. Die Musik von Robert Fripps Prog-Rock-Getüm indes hat es seinem Publikum nie leicht gemacht. Ein im Gesamtvergleich eher kleiner Hörerkreis, für eine Band wie Crimson nachgerade gigantisch. Eine treue Gefolgschaft, die ihrem König in teils geradezu religiösem Eifer huldigt -Fripp is god!, im schlimmsten Fall.

Sie sind die Zielgruppe für „Heavy ConstruKction“, diesem live auf der Welttournee 2000 mitgeschnittenen 3-CD-Set, und sie werden es genießen. Vermutlich. Zumindest braucht es etwas Geduld. Lustige Cover-Versionen hören (Bowies „Heroes“), ein Password von der Crimson-Website ordern, ohne das man den kleinformatigen Video-Mitschnitt nicht abspielen kann, und erneut feststellen, dass King Crimson auf der Bühne gelegentlich einen höchst überraschenden Umgang mit ihrer hyperkomplexen, abstrakten Musik pflegen. Dass sie auch Song-Formate können, ist bekannt.

Die wahre und einzige Attraktion ist CD Nr. 3, die King Crimson als kollektiv improvisierendes Ensemble zeigt und mehr über die enorme Brisanz der gegenwärtigen Inkarnation aussagt als das letztjährige Studio-Album „The ConstruKction Of Light“. Den Weggang von Drummer-Ikone Bill Bruford und Bassmann Tony Levin jedenfalls haben sie gegen alles Geunke im Vorfeld gut verkraftet. Sehr gut Mit zwei Gitarren, Touch-Guitar, elektr(on)ischem Schlagwerk, Stimmen und voll durchgetretenem High-Tech-Brimborium setzen Fripp, Belew, Trey Gunn und Pat Mastelotto lustvoll unberechenbare keary listen’mg-Konstrukte zwischen Glöckchengebimmel und dem förmlichen Erbrechen von Lärmkaskaden in die Welt. Ganz frei sind die Improvisationen nicht; einzelne Vorgaben und Absprachen sind erkennbar, und „Tomorrow Never Knows“ (Belew ist ebenso hingebungsvoller wie kompetenter Beatles-Fan) erfahrt hier seine neuzeitliche Vollendung. Virtuos, dekonstruktivistisch und nervenzerfetzend konsequent. Tja.Je öllerje döller. Und merkwürdig: Irgendwie rockt es.

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