King Of The Sun :: Aus der Zeit gefallener Sixties-Garagenrock der Australier

Dieses Album der knapp 40 Jahre alten australischen Saints hätte ohne den geringsten Abstrich auch 1985 erscheinen können -als schickes Genrewerk des damaligen Sixties-Revivals. Man muss sich also vor allem entscheiden, es darum für Quatsch zu halten -oder eben in dieser entschlossenen Weltabgeschiedenheit grade prima und konsequent zu finden. Insgesamt trägt ja der Kontinent aufgrund seiner rauen Geschichte die ästhetische Vorliebe für unterschiedlich zwischen Lärm und Pop gewich-

tete Mischungen aus Countryrock und Sixties-Garage gleichsam in den Genen.

Die Saints waren mit Radio Birdman die früheste und wichtigste Punkband des Kontinents, wobei sie schon früh den Stil auch mit allerlei Zierrat wie Bläsern und Streichern geöffnet haben. Andererseits waren sie seit Ed Kueppers Abgang 1979 – 32 ehemalige Mitglieder sprechen eine deutliche Sprache -allein die Band von Ur-Sänger, Gitarrist und Bassist Chris Bailey, der allein und mit den jeweiligen Saints rund 20 Alben veröffentlicht hat. (Hier hängt eine Bonus-CD mit wiederveröffentlichten Songs an.)

Er komponiert bluesnah melancholisch und popsixtiesnah eingängig, und er singt angenehm kühl nasal. Einen Song wie „Road to Oblivion Part 2“ hätte man auf jeden Fall supergern im Tape des Sony-Walkmans mit in die Nacht getragen, wie er so leicht schwermütig drängelt und nölt, mit seinem kleinen heulenden Gitarrensolo und der schicken Farfisaorgel. Ganz reizend auch die gobetweenesken „Sweet Chariot“ und „A Million Miles Away“, mit jeweils einer forschen akustischen Gitarre und Element-Of-Crime-Trompete und einem twangendem Gitarrenriff, stur geschlagener Rhythmusgitarre und einer wiederum wimmernden Orgel.

Spät wird in „Mini Mantra Part 1“ der insgesamt trabende Schritt sogar noch zu einem gniedeligen, schmutzig-arroganten Stones-1970-Rock angezogen, auch das fraglos kompetent und hübsch. Warum sollte man sich also nicht dafür entscheiden, die Scheibe dufte zu finden?(Highway 125/Cargo) MARKUS SCHNEIDER

Snoop Lion

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