KINKS – To The Bone

Ray Davies hat etwa drei Songs geschrieben, die etwa alle Menschen ein Leben lang erinnern, wenn sie mal jung waren. Aber welche? „Lola“? „You Really Got Me“? „Sunny Afternoon“? „All Day And All Of The Night“? Fast kein Mensch hat ein Kinks-Lieblings-Album. Wahrscheinlich nicht mal Ray Davies.

Das Brüderpaar Davies aber hat Konjunktur, denn es gibt ja jetzt ein anderes Brüderpaar in Britannien, das sich ähnliche Scharmützel liefert. Allerdings hat Dave Davies fast gar kein Charisma und singt auch nicht. Und Noel (sowie Damon) hat niemals einen Song wie „Sunny Afternoon“ geschrieben? Auch keinen wie “ Apeman“ übrigens – dafür hat Ray nie einen Song wie“Don’t Look Back In Anger“ geschafft Nachgeborene wie Wilco-Chefjeff Tweedy huldigen den Kinks neuerdings. Ja, Ray Davies ist britischer als „After Eight“ und echt Arbeiterklasse, klasse. Er hat Sittenskizzen verfaßt und den Alltag des Briten karikiert Heute arbeitet er eher an seiner Homepage. Seine neuen Lieder sind schon lange ein bißchen wurscht Ray Davies grantelt auch gern und viel, redet wie ein Buch und hat eines geschrieben.

„To The Bone“, ein Doppel Album, ist ein Zwitter aus Best Of und Live-Platte, aufgenommen während einer Tournee durch Amerika und natürlich keine Offenbarung. Es gibt einige mehr oder minder attraktive Fassungen der Evergreens sowie einige Songs aus der Spätphase – „Give The People What They Want“. Da hatte Davies sein Genie schon verloren. Auf der Bühne gibt er heute den lauten Rocker-Clown samt Witzelei und Selbstparodie, nur knapp vom Bierzelt entfernt. Auf Platte thematisiert er das Soziale: „Sleazy Town“, Gott erbarme! Mit den modernen Zeiten hat er es nicht.

Zwei neue Songs, „To The Bone“ und „Animal“, sind banal, doch recht ordentlich. Die meisten Stücke dieser Sammlung sind glücklicherweise nicht verrockt, sondern so gemächlich verschlurft, wie wir die Kinks lieben. „You Really Got Me“ ausgenommen: Das haut noch immer auf die Glocke. „Sunny Afternoon“ wird vom Publikum unvermeidlich mitgesungen und also verdorben. Der allerschönste Davies-Song ist ebenfalls enthalten, es gibt ihn auch von Wim Wenders und Elvis Costello, doch nur Ray Davies läßt ihn melancholisch glänzen: „Days“. Natürlich kein Lied, das die Menschheit erinnert Aber eines, das manchem das Herz schwer macht. Zu dem Bruno Ganz im Film einen Laden ausfegen kann.

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