Kira, Ole C. Madsen :: (Start 24.10.)

Ob sie die Ursache für ihre Erkrankung nennen könne, fragt der Arzt „Ich war traurig“, antwortet die Frau. „Zu traurig.“ Sie habe ein bisschen getrunken und ihre Kinder vergessen, sagt sie noch. Dann darf Kira (Stine Stengade) nach langer stationärer Therapie wieder zurück zu ihrer Familie. Was ihre Probleme ausgelöst hat, wird auch später nur angedeutet. Dass ihr Vater einst Frau und Töchter verlassen hatte und Kira sich jetzt ängstlich und wie ein Teenager schwärmend an ihren „schönen, wunderbaren“ Ehemann Mads (Lars Mikkelsen) klammert, ist zwar ein klassisches Muster der Psychoanalyse. Tatsächlich erzählt aber der dänische Regisseur Ole Chistian Madsen vor allem von der Verantwortung, den Bedürfhissen und Schwierigkeiten in jeder Beziehung.

Nach ihrer Rückkehr beendet Mads die Liason mit Kiras Schwester. Kira wiederum reagiert mit hysterischer Eifersucht auf das Kindermädchen – verbringt allerdings in alkoholisiertem Übermut die Nacht mit einem Fremden. Sie hat ihre Gefühle nicht unter Kontrolle, ihre Stimmungen schwanken zwischen Depressionen, verzweifelter Fröhlichkeit und Fluchtaffekten. Sie ist in der Öffentlichkeit auffallig, irritiert bei einer Party Mads Kollegen und Kunden ebenso wie die beiden kleinen Söhne. Mads, der sich um Verständnis bemüht, aber nicht wirklich auf sie eingehen kann, ohrfeigt sie sogar. „Kira“ wurde nach Dogma-Regeln auf Video gedreht, aber die Nähe, Wahrhaftigkeit und Gratwanderung zwischen Poesie, bitterer Komik und Ohnmacht ist den Hauptdarstellern zu verdanken. Vor allem Stengade ringt mit berührender Sensibilität um jede Facette ihrer Figur.

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