Klaus Schulze – Live @ Klangart :: Wenig überzeugende Spätlese des deutschen Elektronik-Pioniers

Lebt denn der alte kosmische Kurier noch? Während Kollegen aus der Elektronik-Gründerzeit wie Manuel Göttschmg und Edgar Froese immer mal wieder in der Presse auftauchten, war es um Klaus Schulze in den letzten Jahren relativ still. „Live @ Klangart“ dokumentiert den letzten Live-Auftritt, der im Juni 2001 in Osnabrück im Rahmen eines Festivals stattfand. Erst in diesem April wird der Meister wieder live auftreten, in Paris und Bologna und im Juli (im Rahmen eines Prog-Festivals) auf der Loreley-Freilichtbühne.

Der Sound von „Live@ Klangart“ ist brillant. Man fühlt sich erinnert an die psychedelischen Lightshows der Sechziger und Siebziger, in denen sich bunte Farben aufs Herrlichste vermischten, mal große, mal kleine Blasen schlugen und dabei so wunderschön aussahen, dass mancher stundenlang sitzen blieb, um im Geiste mitzutreiben. Die Party-Drogen dieser Zeit trugen dazu natürlich ihr Teil bei. Doch von Party kann bei „Live@ Klangart“ keine Rede sein. Die überlangen, elegischen Stücke der Doppel-CD erinnern oft an Schulzes Frühwerk, aber auch an die ereignislosen Ambient-Veröftentlichungen von Peter Kuhlmanns „Fax Records“. Immerhinhaben Kuhlmann (alias Pete Namlook) und Schulze zwischen 1994 und 2005 unter dem Namen Dark Side Of The Moog satte zehn Alben zusammen produziert.

Im Booklet von „Live@ Klangart“ sieht man den Elektronik-Pionier zwischen den beeindruckenden Türmen seines uralten Big Moogs sitzen — wie den Kapitän eines lichtschnellen Raumkreuzers. Nur der einsame Cellist Wolfgang Tiepold stimmt bisweilen in das Ehrfurcht gebietende Rauschen und Brausen ein. Auch „Virtual Outback“ (**), das bereits 2002 im Rahmen eines limitierten Box-Sets veröffentlicht wurde, gehört zu dem 50 Alben umfassenden Paket von Wiederveröffentlichungen aus dem Klaus-Schulze-Oeuvre. Das Album besteht praktisch nur aus dem 65-minütigen Stück „The Rhodes Elegy“, das 15-minütige „Chinese Ears“ ist ein Bonus-Track. Diesmal sind mehrere Musiker und die beiden Sängerinnen Audrey Motaung und Julia Messenger beteiligt, doch man hört wenig von ihnen, weil Mixmeister Schulze alles zu einem Pool voller müder Töne zusammenrührt.

Wenn man diese Ambient-Musik mit William Basinskis „Disintegration Lonos“ vergleicht, mit Brian Enos einschlägigen Werken oder den Alben von Geir Jensen, dann entdeckt man bei Schulze immer wieder ein störendes Pathos und vermisst ein klares musikalisches Konzept. Was, bitteschön, soll eine blusig klagende E-Gitarre inmitten einerstatischen Klanglandschaft? Und warum bietet der ehemalige Tangerine Dream-Schlagzeuger hier so banale Rhythmen? „Virtual Outback“ will zu viel bietet zu wenig. Dabei weiß der alte Krautrocker doch eigentlich, wie’s geht.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates