Klitschko :: Regie: Sebastian Dehnhardt Start: 16.6.

1995, Ukraine. Vitali Klitschko gibt sein erstes Fernsehinterview. Unsicher schaut er immer wieder an der Kamera vorbei. „Mama, mach das Fenster zu“, sagt er schließlich, um dann zum wiederholten Male zu beginnen: „Im Prinzip war ich ein großer, schmächtiger Junge …“ Mit einer Amateuraufnahme, von der er auf Bilder aus einer dieser riesigen Sportarenen mit ihren Scheinwerfern schneidet, beginnt Sebastian Dehnhardt sein Märchen von den Brüdern und Boxweltmeistern Vitali und Wladimir Klitschko. Bescheidenheit und Spektakel, Show und Natürlichkeit – zwischen diesen Polen bewegt sich das Leben der Klitschkos, die er in seinem Dokumentarfilm respektvoll porträtiert. Freimütig und manchmal in einem Ton, als staunten sie selbst noch über ihren Weg, den Erfolg, die Anekdoten (Don King redet von Geld, während er an einem mechanischen Klavier vorgibt, Mozart zu spielen), erzählen sie von ihren Anfängen als illegale Kickboxer, den Zielen, Siegen und vor allem Niederlagen. Die Aufgabe von Vitali gegen Chris Byrd, den Wladimir („Wir sind keine Weicheier.“) später schlug. Oder dessen K.O. gegen Lamon Brewster, der erstmals zu Streit unter den Brüdern führte. Die Mutter hat noch nie einen Kampf ihrer Söhne gesehen, geht spazieren und wartet auf den erlösenden Anruf. Brewster versteht nicht, warum die Klitschkos sich das antun, „sie sind schlau, könnten Ärzte oder Anwälte sein“. Sie wollten keine Boxer werden, aber als sie angefangen haben, hat die Karriere sich ergeben. Denn ihr Vater, ein Offizier, erklärte ihnen: „Wenn du kämpfst, musst du gewinnen. Um jeden Preis.“

Schlafkrankheit ***¿

Pierre Bokma, Jenny Schily

Regie: Ulrich Köhler Start: 23.6.

Ebbo Velten (Pierre Bokma) lebt mit seiner Frau Vera (Jenny Schily) seit 20 Jahren in Afrika. In verschiedenen Ländern hat der Mediziner in Projekten zur Erforschung der Schlafkrankheit gearbeitet. Nun will Vera mit der 14-jährigen Tochter zurück nach Deutschland. Der Haushalt wird aufgelöst, die Frauen fliegen ab, Ebbo will bald nachkommen. Drei Jahre später bewirbt sich der junge Pariser Arzt Alex (Jean Christophe-Folly) bei der Weltgesundheitsorganisation. Er hat kongolesische Wurzeln, will in seiner Heimat helfen und wird jetzt beauftragt, ein mit Entwicklungsgeldern gebautes Krankenhaus zu überprüfen. Dort trifft er auf Ebbo. Regisseur Köhler („Bungalow“) zeigt in schwülen, dunklen Bildern ein Afrika jenseits von paradiesischer Natur und idealistischer Beschwörung. Korruption, Ausbeutung, Unvermögen und Gleichgültigkeit gehören zum Alltag und werden im Film nicht empört kritisiert, sondern an den Vorstellungen und der Zerissenheit der Hauptfiguren entlang problematisiert. Während Alex als in Frankreich geborener Afrikaner von den Zuständen überfordert ist, ist Ebbo mit dem Kontinent und seiner Lebensart fast gespenstisch verwachsen. Köhlers Eltern arbeiteten in Zaire, er selbst hat dort Teile der Kindheit verbracht und zeichnet nun eine schizophrene Situation der internationalen Entwicklungshilfe, die keine einfachen Antworten erlaubt.

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