Korn :: Follow The Leader
Diesen Albumtitel kann man verstehen, wie man will – als politisch korrekte Mahnung vor dem nächsten Demagogen taugt er jedoch genausowenig wie als plumpe Pose, die Acts wie Slayer zur Provokation genügt Eine subtilere, und wahrscheinlich auch zutreffendere Deutung bietet sich an: Parodie der eigenen Rolle im mittlerweile halbtot geprügelten US-Metal-Genre. Mit ihren beiden Alben „Korn „und „Life Is Peachy“ verhalfen Korn einem ganzen Schwung neuer Bands zu einem Plattenvertrag und der Aussicht, Kanonenfutter des Trends zu werden.
Kurios am Rande: Korn sind dabei alles andere als eine Metal-Band. Wer sich das Debüt der Jungs aus Bakersfield genau angehört hat, weiß um die HipHop- und Funk-Vorlieben dieser fünf Kalifornier. Der harte Rundumschlag „Life Is Peachy“ bescherte ihnen zwar den Durchbruch, wurde aber auf Druck der Plattenfirma hin schneller zusammengezimmert, als es der Band lieb war. „Follow The Leader“ muß also als eigentlicher Nachfolger des Erstlings gewertet werden.
Daß das Sinn macht wird klar, wenn Frontmann Jonathan Davis und Co. vollfette Grooves ausbreiten und darüber jetzt wieder weniger hektische Schwergitarren packen. Melodie soll hier kein Schimpfwort sein, das merkt man den zuweilen schon fast zu glattgebügelten Songs deutlich an.
Beats und vertrackte HipHop-Rhythmen sind auf der musikalischen Seite aber deutlich wichtiger als machohafte Härte. Korn, von jeher als Sensibelchen verspottet, geben sich ihrer weichen Seite jetzt bereitwillig hin. Das wirkt sich positiv aufs Material aus. Die Bandbreite der Variationen reicht von Old School („Children Of The Korn“ mit Ice Cube) bis hin zu düsteren Metalzitaten im knapp löminütigen Rausschmeißer „My Gift To You“. Dazwischen geht es natürlich auch textlich recht rund. Wie gewohnt versucht Davis, seine üble Kindheit zu verarbeiten: Mißbrauch, Gewalt und Isolation sind auch auf „Follow The Leader“ die Themen der Stunde. Selbst seine Erfahrungen als Leichenwäscher („Dead Bodies Everywhere“) müssen dabei herhalten.