Kris Kristofferson – This Old Road

Diese alte Straße also. Die in die Ewigkeit, in den letzten Sonnenuntergang. Als Highwaymen waren sie einst im Quartett unterwegs auf ihr. Kris Kristofferson, der Jüngste auf dem Mount Rushmore der Country-Giganten, ist selbst auf dem Gipfel immer der Rookie geblieben, der aufblickte zu den anderen. Anders als Johnny Cash und Willie Nelson und selbst Waylon Jennings, konnte er nie allein auf die Kraft seiner nun mal limitierten Stimme setzen. Die Songs mußten reichen. Und sie reichten ja oft genug auch. „For The Good Times“, „Sunday Morning Comin‘ Down“. Fast ungläubig rekapituliert Kristofferson jetzt noch einmal die Tage damals: „It was all so easy then, we could do no wrong, we will never be the same again, but the show goes on.“

Show? Wer sich von Kristofferson im Spätherbst seiner Karriere noch einmal einen politisch motivierten Rundumschlag gegen Bush und andere US-Übel versprochen hatte, wird „This Old Road“ womöglich enttäuscht zur Seite legen. Einzig „In The News“ sieht sich zu aktueller Kommentierung veranlaßt – und bleibt mit seiner traditionellen Protest-Ästhetik fast ein Fremdkörper in dieser guten halben Stunde, die eher einem persönlich-philosophischen Manifest nahekommt.

„Pilgrim s Progress“ heißt hier gleich der zweite Song: Der Pilger Kristofferson, der einst auszog, um sich die Welt in seinen Songs zu erschließen, zieht Bilanz, hält Rückschau, legt Rechenschaft ab, den Abschied immer in Sichtweite „Zuerst gehen die Beine, dann die Reflexe, dann die Freunde“, zitiert Kristofferson den alten Boxer, bevor er in „The Last Thing To Go“ ein paar schöne Tränen aus Gold verdrückt. Produzent Don Was fährt die Cash/Rubin-Schiene und setzte Kristofferson einfach mit einer Akustik-Gitarre und einer Harmonika vor ein Mikrophon. Das funktioniert über diese Kurzstrecke gut, doch ist man zwischendurch durchaus dankbar für ein wenig Begleitmusik, im bluesgetünchten „Chase The Feeling“, das noch einmal den alten, destruktiven Dämonen nachspürt. „You were loaded again, and you’re handsome when you’re high…“

Heute ist der achtfache Vater Kristofferson high, wenn er in „Holy Creation“ dankbar dem Lebensszyklus seiner Familie nachschauen kann. „So many reasons, most of them wrong -I led a stranger into my home.“ Aber er ist doch noch angekommen, der Fremde, und als Songschreiber immer auch Fan geblieben, der jetzt gern denen Referenz erweist, die zur rechten Zeit kamen, um den Glauben an „Wild American“ weiter zu nähren. John Trudell, Steve Earle, Merle Haggard. „Thank You For A Life“ wäre aber auf einem Liederabend bei Kristofferson daheim auf Hawaii besser autgehoben als aut einem Album.

Als „Final Attraction“ hat er dann doch lieber noch mal Willie Nelson genau auf die Finger geschaut, vom priviligierten Logenplatz gleich hinterm Vorhang. Ein anderer ist ja auch nicht mehr da. Doch der vertraute Ruf will einfach nicht verstummen. „So pick up that guitar and go break a heart.“ Die alte Straße ist noch nicht ganz an ihr Ende gelangt.

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