Kurt Nilsen – Part Of Me
Es ist sicher nicht erquicklich, wenn man als Künstler in jedem Text über das eigene Schaffen erst mal lesen muss, wie hässlich man ist und wie verwunderlich, dass man es mit dieser Visage zu so etwas wie einem Plattenvertrag gebracht hat. Kurt Nilsen, vormals norwegischer Klempner und letztjähriger Gewinner des „World Idol“, eine Art Weltmeisterschaft der Castingshow-Dressurpudel, liest so was öfter.
Bei Licht betrachtet waren seine Zahnlücke und das übrige unstarmäßige Aussehen und Auftreten – neben seiner zweifellos guten Stimme – wohl die entscheidenden Distinktionsmerkmale, mit denen er die ja auch nicht ganz übel singende Konkurrenz hinter sich ließ (während der lustig veitstanzende Alexander Klaws im Discomuskelshirt und mit lackierten Haaren vollkommen zu Recht auf dem letzten Platz landete). Und derlei charakteristische Eigenheiten schaden auch weiterhin nicht, wenn man Nilsens zweites Album anhört. Nach dem vieltausendfach verkauften Debüt „I“ mit den Coverversionen von „Beautiful Day“ und „She’s So High“ hat er nun alle Lieder selbst geschrieben und dabei leider nur recht farb- und arglosen Gitarrenpop mit Piano fabriziert, bei denen Nilsens Stimme das einzige Charakteristische und Wiedererkennbare ist. Fleißpunkte gibt es dafür, dass Nilsen die Gitarren selbst spielt. Ansonsten schicken musikalische Einfältigkeiten und Texte wie „I’m on the road, I miss my home/I keep on driving till the break of dawn“ den Hörer zügig zu Schlaf.