Kurzbesprechungen :: Steinbruch
Rockabilly from Austin: Die Texaner spielen ihren Billy mit Honky-Tonk-Flair und Roots-Verstand. „Stranger Things“ (Crazy Love) heißt das neue Album von HIGH NOON, und das Trio konzentriert sich nach dem Western-Boogie-Exkurs der letzten Platte „Texas Style“ wieder auf seine eigentliche Stärke: die Paarung von Finesse und Stil mit Energie und Gefühl. In Verbindung mit den brillanten Songs ergibt das State-of-the-Art-Rockabüly. Damned cool. 4,0
Rockabilly from London: Die Briten mögen ihren Billy mit Pop, und der Erfolg der SPACE CA-DETS beweist, daß sie diesen Nerv noch besser treffen als ihre Vorgänger-Combos Red Hot &. Blues, Restless und Stargazers. „Lost On Earth“ (Vinyl Japan) ist ihre Debüt-LP, und auch wenn die Band in ihren Space-Outfits aussieht wie einem B-Movie entsprungen, kommt ihre Musik fast vollkommen ohne Gimmicks aus: straighter Rock’n’Roll in der Tradition von Billy Lee Riley mit einigen Shadows-Anleihen.3,0
Rockabilly from Helsinki: Die Finnen lieben ihren Billy mit Bop und die BARNSHAKERS verstehen es, ihrem Hillbilly-Rock einen authentischen Fifties-Anstrich zu geben. Und: Diese Jungs swingen. Auf ihrer aktuellen LP „Shakes The Barn“ (Part) werden nur Eddie Boyd und Sean Mencher gecovert, die restlichen Songs sind herzerwärmende Originale vom Polarkreis. 3,5
Wie High Noon kommt auch WAYNE HANCOCK aus Texas. Wie High Noon kommt er ohne Schlagzeug aus, doch hier enden die Parallelen. „This boy sounds more like Hank Williams than ol‘ Hank himself, sagen die Kenner über den schlaksigen Jungen, den man ob seiner hohen, durchdringenden Stimme und seiner Dampfkessel-Energie respektvoll „Wayne The Train“ nennt. „Thunderstorms And Neon Signs“ (Dejadisc) ist sein erstes Studio-Album und ein Hillbilly-Blues-Diamant von hoher Reinheit, nur leicht getrübt durch ein Zuviel an Transparenz. Paradox? Nein, digital. 4,0
Wo haben sie gesteckt, was haben sie gemacht, all die Jahre? Fragt man verdutzt, wenn sich mal wieder eine hübsche Fußnote der Pop-Geschichte zurückmeldet. James Mastro etwa stand bei der 80er-„Wave“-Band The Bongos und auch später immer im Schatten von Richard Barons, aus dem er jetzt mit seiner HEALTH & HAPPINESS SHOW endgültig heraustritt. „Instant Living“ (Blue Rose/RTD) zieht meist freundlich und tröstlich („I’ll Be Your Train“!) die Quersumme aus anglophilem Kraft-Pop und gepflegter Country-Roots-Melancholie. Ein Königreich für die bessere Melodie, ein Herzogtum für das passende Riff dazu: „Instant Living“ ist, eben, Musik für den Augenblick. 3,5
Verwunderlich eigentlich (und nur mit fehlendem Marketing erklärbar), daß die Massen hierzulande dem hymnischen Folk-Pop der INDIGO GIRLS noch nicht so verfallen sind wie in den USA bzw. London, wo über die letzten Jahre die 26 Live-Tracks von „1200 Curfews“ (Epic/Sony) mitgeschnitten wurden. Jackson Brownes Road-Klassiker „Running On Empty“ nicht unähnlich, sind Emily Saliers und Amy Ray nebst Klasse-Band (Jerry Marotta, Jane Scarpantoni, Sara Lee) bemüht, Tour-Leben „authentisch“ zu dokumentieren. So gibt’s neben den üblichen Cover-Tributes (Dylan, Young, Mitchell), etlichen Repertoire-Favoriten und einer Hörprobe aus Saliers Basement-Tapes von 1982 auch Schaffenszeugnisse aus Garderoben und Radiostudios. 3,0
Die Erde hat ihn wieder. Endgültig? Nur wenige Monate nach seinem letzten Album „Days Like This“ feiert jedenfalls der zum Bodenständler konvertierte Mystiker VAN MORRISON seinen Einstand bei Verve mit dem live, aber ohne Publikum mitgeschnittenen „How Long Hos This Been Gomg On?“ (Verve/Motor). Alte Gefährten wie Orgler Georgie Farne, Saxer Pee Wee Ellis und ein Haufen gleichwertiger „Cats“ assistierten dem freundlichen Grantier bei einer gnadenlos guten, gutgelaunten Swing-Lehrstunde auf der Grenze von R&B und Jazz, die selbst Morrison-Oldies („I Will Be There“, „Moondance“) integriert, als wäre nichts gewesen. Paul Weller würde sagen: That’s Entertainment! 4,0
„Stimmlich bin ich wohl keine Barbra Streisand“, räsoniert KIM WILDE, die Wahrheit ahnend. Äußerlich wohl auch nicht. „Irgendwo“ aber, „tief in meinem Inneren, habe ich eine große Leidenschaft für Soul.“ „Now And Forever“ (MCA) enthält trotzdem nur superglatte Dancefloor-Konfektion. Wir haben, irgendwo in unserem Inneren, dennoch eine große Leidenschaft für sie. 1,5
Ausverkauf: Alle sechs erschienen NIRVANA-Singles wurden nun zu einer Anthologie zusammengefaßt. Noch einmal alles von „Smells Like Teen Spirit“ bis „All Apologies“, dazu einige Live-Aufnahmen und unveröffentlichte Songs, die dem Werk allerdings zu Recht nicht einverleibt wurden. „Singles“ (MCA) schließt die Geschichte von Nirvana endgültig ab. Das Wichtigste an dieser Sammlung: die Texte von „Nevermind“, die nie jemand verstanden hat. 4,0
Menschen wie DÄMON KRU-KOWSKI und NAOMI YANG müssen aufpassen, daß sie sich nicht mit ihren unzähligen Aktivitäten verzetteln. Nach dem Ende der famosen Slowmotion-Popper Galaxie 500 brachte er Gedichtbände heraus, während sie sich der Malerei widmete. Die Brötchen verdient das Pärchen mit einem Verlagsjob. Und neben den Aktivitäten in Bands von Freunden arbeiten die beiden am eigenen Projekt. Mit „The Wondrous World Of Dämon & Naomi“ (WEA) ist jetzt ihr zweites Werk erschienen, doch von Hektik ist trotz all dem Trubel keine Spur. Die Amis musizieren leise und semi-akustisch. Songs wie Kaleidoscopes „Life Will Pass You By“ und „Who Am I“ von Country Joe & The Fish klingen entrückt, und „New York City“ ist eine verschlafene Hymne auf die wildeste Stadt der Welt. Lieder für Leute, die immer ein wenig neben sich stehen. 3,0