La Cienaga, Regie: Lucrecia Martel :: (Start 22.8.)

Die Eröffnungssequenz ist unheilvoll, ja wirkt sogar gruselig. Zwischen mehreren Auf- und Abblenden focusiert die Kamera auf die faltige, fleckige alte Haut einiger Männer und Frauen, die in Badesachen am Pool hocken. Besoffen von Rotwein auf Eis dösen sie in der Sommerschwüle oder schlurfen lethargisch am Beckenrand entlang wie Reptilien, die gerade aus dem trüben, von Pflanzen überwucherten Wasser gekrochen sind. Über den Bergen ziehen sich grollend düstere Wolken zusammen, aus dem Wald hallt ein Schuss herüber, mit dem eine Horde Jungs ein Rind erlegt, das im Sumpf steckengeblieben ist. Doch die Leute heben nicht mal den Kopf, als Gastgeberin Mecha (Graciela Borges) stolpert und sich an den Scherben der Gläser die Brust aufschneidet Fortan wird sie fast nur noch im Bett thronen wie eine Glucke, zetern, spotten, trinken, nach ihren Kindern rufen und auf die Indios schimpfen wie ihr Hausmädchen, das sie des Diebstahls von Handtüchern bezichtigt. Dazu gruppiert die Argentinierin Martel in ihrem Regiedebüt noch den hektischen Alltag von Mechas Cousine Tali (Mercedes Moran), die sich um ihre vier Kinder und das Haushaltsgeld sorgt. Nach Argentiniens wirtschaftlichem Zusammenbruch wird „La Cienaga“, was übersetzt Morast heißt, als Prophezeiung gefeiert. Es ist erstaunlich, wie Martel komplex und ohne offensichtliche Dramaturgie mit den beiden Familien, in der fast jeder Narben hat oder Wunden erhält, den Niedergang des Mittelstandes zeigt.

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