Laika – Sounds Of The Satellite
Schatz, laß uns den Martini doch auf dem Mond nehmen. Margaret Fiedler und Guy Fixsen, den beiden Köpfen hinter Laika, muß ein eigenes Kapitel in der Geschichte komischer Paare der Pop-Musik eingeräumt werden. Lounge Techno oder Future Listening kann ihr Entwurf elektronischer Musik genannt werden, der in die Zukunft weist, ohne seine Vergangenheit im Rock zu leugnen. Bekanntlich verließ Margaret Fiedler einst ihre erste Band Moonshake, da ihr damaliger Kompagnon Dave Callahan per Diktum die Gitarre aus den Songs verdammen wollte. So mußte es dann kommen: Moonshake machen mittlerweile Trip-Rock, der mit schwachem Antrieb um sich selbst trudelt, Laika jedoch, die sich nach dem ersten Hund im Weltall benannt haben, kreisen schwerelos über der Welt und nehmen dabei die Signale wichtiger zeitgenössischer Musik auf. So müssen sie klingen, diese „Sounds Of The Satellites“!
Margaret Fiedler kennt keine Dogmen. Was nicht bedeutet, sie hätte keine Prinzipien. Gitarren spielen eine untergeordnete Rolle für Laika, doch bei Konzerten puschelt die schüchterne Entertainerin gerne mal mit einer am Bühnenrand rum. Sie will sie nicht aus ihrem Schaffen verbannen, sondern sich alle Möglichkeiten offen halten. Aus Prinzip. Denn in den Tracks von Laika finden potentiell alle erdenklichen Sounds Eingang, und ob sie analog oder digital erzeugt werden, spielt erst mal keine Rolle.
So ist der Überfluß an Klängen der auffälligste Aspekt von „Sounds Of The Satellites“, dem zweiten Album der Briten. Ethno-Samples und eng verzahnte Beats werden in das schier Endlose geschichtet, ohne sich dabei im Amorphen aufzulösen. Laika spenden mit ihrer modernen mood music viel Licht und werfen dabei gigantische Schatten. Konturen sind wichtig. Die extreme Tiefenschärfe, mit der die Sequenzer bis in den letzten Winkel ihre Sounds ausrollen, erinnert an die mal besseren Momente der Ambient-Popper The Orb.
Ja, Laika spielen Ambient. Irgendwie. Manchmal klingen sie dabei wie ein Haufen wuselnder Wanzen, weshalb wohl ein Stück den Titel „Bedbugs“ trägt. Dieser nervös daherkommende Percussion-Klopfer, in dem sich über die geschmeidig schlingernden elektronischen Rhythmen ein „echtes“ Schlagzeug bricht, verweist auf das große Thema des mit dem schwarzen Magier Tricky befreundeten Ensembles: jener Zustand zwischen Wachen und Schlafen, in denen der Geist die wundersamsten musikalischen und bildlichen Konfigurationen ausformt Daß sie während dieser Phantasmen einen State ofart der elektronischen Musik zwischen Krautrock-Renaissance und Drum’n’Bass-Taumel undvorlegen, dürfte für die stets leisetretenden Laika nur einen Nebenaspekt ihres Schaffens darstellen. Groß.