Lemonbabies: Zwei Kellen Sixties, eine Kelle Nineties

Giriies oder nicht – das sollte die Frage nicht sein. Denn genau die Mädchen, die für diese „Berufsbezeichnung“ in Frage kommen, bestreiten dies vehement. Die Lemonbabies kommen aus Berlin und vereinen alle möglichen Mädchen-Klischees: Sie sind jung, sie sind clever, sie haben interessante Frisuren, sie sind frech und vor allem – schwärmerisch. Mit großen Augen laufen sie durch die Welt. 1991 gehörten sie zu den Siegern des Berliner Senatsrockwettbewerbes, erste Plattenveröffentlichungen und Clubtouren waren die Folge. Euphorischer Gitarren-Pop mit zwei Kellen Sixties und einer Kelle Nineties war der Sound, in den sie ihre Geschichten über alle Variationen zwischenmenschlicher Beziehungen kleideten. Selbst in den kleineren Städten des Landes quollen die Clubs über -jedoch ließen die relativen Massen sich in erster Linie durch die hübschen Mädchen auf den Postern anlocken. Das haben die Lemonbabies verstanden und treiben es nun auf die Spitze: Ihre neue Platte haben sie lieber gleich „pussylpop“ genannt. Doch siehe da: Sie sind auf einmal eine Band geworden, sie haben richtige Songs. Nur eines sind sie zum Glück noch nicht: richtig erwachsen. Mit diesen wilden Mädchen möchte man in erster Linie aus einem Grund befreundet sein: Ihr Feind möchte man nicht sein. Brutal, wie sie alles niederkreischen, was ihnen nicht paßt. Dann krachen die Gitarren, und die Stimmen überschlagen sich: „You make me sick!“ Die Lemonbabies wechseln ihre Meinungen und Stimmungen noch öfter ab ihre vielen bunten T-Shirts. Denn noch bevor der Arger richtig verraucht ist, heißt es schon wieder: „When Will I See Hirn“. Es gibt keine Grauzone. Alles oder nichts, lachen oder weinen. Und weinen ist absolut erwünscht. Was zählt, ist die Intensität, laugliches Dokument der Befindlichkeit einer Generation? Ja, durchaus, aber eben auch: eine gute Platte einer gewachsenen Band.

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