Leona Naess – Comatised
Na, das ist ja hübsch. Auf der Rückseite des CD-Booklets gibt’s zu jedem der zwölf Songs allerlei Symbole in Tabellenform, die uns Tempo und Thema, Emotion und Ergebnis verklickern und auch, wie wir selbst am Besten teilhaben können am Schaffen von Miss Naess – bequem im Sessel, beweglich auf dem Dancefloor oder begraben unter Kopfhörern. Und ganz am Schluss lässt sie uns noch wissen, wie weit sie das behandelte Problem gelöst zu haben glaubt.
Wäre nicht nötig gewesen, denn so kryptisch ist das Debüt-Werk der in New York residierenden Engländerin mit der frechen Oberlippe ja nun nicht. Wenn eine „Charm Attack“ das Herz brechen lässt, Gefühle überschwappen („Anything“), nur ein König der Liebe zu genügen scheint („All I Want“), haut sie adrett auf den Putz (und borgt sich die leiernden Akkorde dazu aus einer frühen The Cure-Leidenschaft). Zehren Sehnsucht („New York Boy“), Einsamkeit, Selbstzweifel, zieht sie sich flugs in ein kuscheliges, sorgsam eingerichtetes Schneckenhaus auf der musikalischen Kriechspur zurück. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. „Chosen Family“ etwa, eine leise Hymne auf die schönste Wahlverwandtschaft im Leben, begnügt sich nur mit akustischer Gitarrenbegleitung, um Naess‘ schläfrigen Sopran effektiv brechen zu lassen. Darüberhinaus paart sie mit Hilfe von Produzenten wie Tbmmy D (Catatonia) und Scott Litt (R.E.M., Liz Phair) schon mal statische Casio-Beats und besoffene Streicher, um ein paar „Lazy Days“ in Hotel-Anonymität nachzuspüren. Oder lässt in der ausfransenden Ode an einen „Lonely Boy“ gar eine Querflöte irrlichtern. Und dann gibt es da noch eine Symbolleiste ohne Überschrift, in der Leona Naess nur drei Haken gemacht hat in ingesamt zwölf Kästchen. Falls die für die Trefferquote stehen sollten, ist sie denn doch einen Tick zu bescheiden.