Linda Ronstadt – We Ran

Oh ja, diese Frau kann Songs ruinieren. Neil bung, Elvis Costello, mit Abstrichen auch Randy Newman, sie alle wissen ein traurig Lied davon zu singen. Aber diese Frau kann Songs auch zelebrieren wie kaum eine zweite, mit jenem unverkennbaren Vibrato, das eher gestreichelt denn (aus der Reserve) gelockt gehört. Auf „We Ran“, immerhin Album Nummer 31 der Viehzüchter-Tochter aus Tucson, Arizona, hält sich der Schaden in Grenzen. Mit Linda Ronstadt hatte ja keiner mehr gerechnet Entschwunden schien sie schon in einem Orbit, wo Broadway-Melodien, die Canciones des lieben Papas und schnöder Grammy-Pop mit Aaron Neville den Ton angaben. Daß es bereits auf dem letzten Album „Feels Like Home“ (1995) Ansätze in die richtige (Roots-)Richtung gab, hatte kaum noch jemand mitgekriegt Mit „WeRan“ knüpft Ronstadt nun schon personell unverhohlen an alte, wenn auch nicht immer gute Zeiten an. Bernie Leadon wird nach zig-Jahren wieder ausgegraben, Emissär einer Ära, in der – heute kaum denkbar – die Eagles tatsächlich noch als Hoffnungsträger galten.

Exemplarisch mag das einfache, von Leadons MandoceUo geprägte Folk-Rock-Arrangement für Dylans „Tom Thumb’s Blues“ zunächst flach und statisch anmuten, doch genau das erlegt auch Ronstadt wohltuende Zurückhaltung auf, die in New Orleans („Ruler Of My Heart“) ebenso zu Hause ist wie in den besseren Vierteln von Nashville (mit Paul Kennedy 8C Marty Stuarts „Heartbreak Kind“) und im großen Repertoire von John Hiatt, wo ihr das fragile „Icy Blue Heart“ besser gelingt als der etwas steif interpretierte Titelsong. Die Schlußnummer von „WeRan“ hatte ihr Freundin Emmylou (Harris) geschickt Wie sie sich überhaupt, sagt Ronstadt, ziemlich heraushielt aus allem, Johns und Co., machen ließ, und dann einfach nur noch ins Studio kam, um zu singen. Vielleicht sollte sie das wieder öfter machen: einfach nur singen. 3,5

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