Lindsey Buckingham – Gift Of Screws :: Exzentriker, Pop-Spezialist, Gniedler – mal wieder (fast) ohne Mac

„This project would have been unthinkable without you“, bedankt sich Lindsey Buckingham im Booklet bei seiner Familie. Was hier mal nicht nur mentalen Beistand meint, denn Frau Kristen und Sohn Will schrieben immerhin drei dieser zehn Songs mit. Dabei schien es lange Zeit ja überhaupt undenkbar, dass „Gift Of Screws“ noch mal als Gesamtwerk erscheinen würde, nachdem erste Fragmente schon 1997 im Live-Repertoire von Fleetwood Mac auftauchten, die Buckingham auch sechs Jahre später für „Say You Will“ aus seinem Fundus bediente. „Gift Of Screws“ wirkt nun wie die Quintessenz aus allem, was den just 59 gewordenen Mann aus Palo Alto als potenziell mehrheitsfähigen Solitär auf dem Podest des California-Pop immer noch ziemlich weit oben stehen lässt. Von diesen gleich vertraut anmutenden, doch unverbrauchten Melodien bis zu diesen drängenden, ja enervierenden Gittarren-Licks/Soli, die Minderbegabte als reine Gmedelmasse verfüttern würden. Songs wie „Did You Miss Me“, „Love Runs Deeper“ und „The Right Place To Fade“ stellen Buckinghams Qualitäten als Pop-Songschreiber gebührend ins Rampenlicht, doch darfauch seine exzentrische Ader kräftig pulsieren, zuweilen knapp an virtuosem Selbstzweck vorbeischrammend.

Rückt „Great Day“ gleich zum Auftakt seine Akustik-Gitarren-Finesse noch in eine geschlossene Pop-Architektur der „Tusk“-Ära. so träumt sich „Time Precious Time“ frei und konsequent Richtung Fernost, mit einem einzigen, vermutlich auch geloopten Arpeggio-Flirren. Auf der anderen Seite steht ein Titelstück, das ist so verdammt New Wave, dass es wirklich lustig ist — und dabei nicht mal komisch riecht, vielleicht weil ausgerechnet hier die Mac-Rhythmusgruppe Fleetwood/McVie Dampf machen darf.

Für den großen Abgang hat sich Lindsey Buckingham mit „Underground“ und „Treason“‚ zwei klassisch-schöne Abgesänge reserviert, auf die Hinterzimmer des Hotel California und eine verblühte Entertainment-Industrie, wie sie Buckingham noch kennenlernte. „In my younger days I was mistaken for a whore“, hatte er schon in „Bei Air Rain“ gesungen (noch so ein Akustik-Zauber), jetzt notiert er eher achselzuckend denn verbittert die Devise: „Give us a song but don’t live what you sing/ Say what you mean but please don’t mean a thing…“ Wer würde da nicht in den Untergrund fliehen Wollen?

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