Lisa Chappell – When Then Is Now

Ich musste diese Geschichten erzählen. Sie kommen direkt aus meinem Herzen“, sagt Lisa Chappell. Alle Alarmsirenen schrillen bei solchen Sätzen. Meist trompeten sie wie willige Herolde den Banalitäten talentloser oder anmaßender Branchenwechslern voran. Hier nicht. Die Fans weinten nicht umsonst um die populäre Claire aus „McLeods Töchter“, die die Schauspielerin aus Neuseeland nach drei Staffeln in den TV-Serientod fahren ließ, um Zeit für diese Lied-Kollektion zu haben. Denn die zehn Nummern sind zerbrechliche Schönheiten geworden, so zärtlich und uneitel, so einfach, lebensbejahend und so betörend authentisch.

Für die Aufnahme der Demos in Auckland verkaufte Lisa sogar ihr Auto. „Ich wollte nicht länger eine Verkleidung tragen oder anderer Leute Worte sprechen, sondern mich unverhüllt präsentieren – als ich selbst“, erklärt die 38-Jährige. Hut ab vor dem Mut, so spät noch als Singer/Songwriterin zu debütieren. Dass bei der Aufnahme die Dollars nicht locker saßen, schlägt dem Countryfolk-Projekt jetzt zum Vorteil aus.

Produzent und Multiinstrumentalist Rick Price unterstützt Chappells Gesang mit kargen, weitgehend akustischen Arrangements aus Gitarren, Piano, Bass, Cello, Harp und Schlagzeug. Manche Tracks wurden komplett live eingespielt, Quietscher und Unsauberkeiten inklusive. „Ich liebe das Unvollkommene des Albums“, sagt sie und hat Recht. Weil es Raum gibt für die unverkünstelte, warme Stimme, die diese kleinen Storys mühelos trägt und über die Nackenhaare in die Ohren schickt. Unwiderstehlich, wie sie von den „Dancing Hands“ der flirtenden Stummen am Flughafen erzählt, nur begleitet von Handclaps und Schnipsern. Alles zeugt von einer bewundernswerten Naturbegabung, das bewegende Liebesdrama „Desire“, der bewegte Konflikt-Klassiker „Mother Son“, das heitere „Pheromone City“ oder die rührende Ermutigung „Midnight Bird“. Und was noch außerdem zu lernen war, das hat Lisa gelernt von Idolen wie Lucinda Williams, Bob Dylanund Neil Young.

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