LISA LOEB – Firecracker :: GEFFEN/UNVERSAL

Es war 1985, also vor nunmehr 13 Jahren, als Suzanne Vega aus dem Nichts auftauchte, ergreifende Geschichten über „Marlene On The Wall“ erzählte und, völlig zu recht, als Frischzellenkur für die weibliche Songwriter-Gemeinde gefeiert wurde. Auch Lisa Loeb war zu jener Zeit schon als Sängerin unterwegs, eine Tatsache, die man leicht vergißt, da „Tails“, das erste Album des Nana-Mouskouri-look-alike, erst 1995 erschien, kurz nach ihrem Durchbruch mit dem Schmachtfetzen „Stay“ aus dem Generation-X-Movie „Reality Bites“. Auf jenem Werk versammelten sich folglich Songs aus fast zehn Jahren Loeb-Leben, so wie sich ein Debüt-Album nun einmal aus dem gesamten vorherigen Leben des Künstlers rekrutiert. Daß „Taib“ dabei wie eine verspätete Vega-Kopie klang, sei entschuldigt.

Drei Jahre danach kehrt Lisa mit einer Handvoll „Firecracker“ zurück – und wieder lächelt Marlene von ihrer Wand, treffen sich „The Queen And The Soldier“ zu klischierten „Knight Moves“, um nur ein paar der offensichtlichen Vega-Zitate zu nennen. Der durchaus nicht abgeneigte Rezensent kratzt sich mithin etwas ratlos am Kopf: Gibt es denn nichts Eigenes von dieser doch recht tough anmutenden Lisa Loeb? Etwas, was wir noch nicht von endlosen Armeen zerbrechlich wirkender Girlies mit Gitarren gehört haben?

Es gibt sie! Aber Momente wie „Split Second“, einer knapp dreiminütigen Posse über die Angst vor eingeklemmten Fingern, oder „Let’s Forget About It“, wo Beziehungsfrust so bitter, lakonisch und reif geschildert wird, daß es einem ausnahmsweise kalt den Rücken herunterläuft, bleiben selten. Leider singt Lisa zu oft über Liebesnöte, die man eher einem Teenager zurechnen würde als einer gestandenen Frau um die 30. Während das im Umfeld des Beziehungskisten-Dramas „Reality Bites“ noch nahezu perfekt paßte, fallt ohne filmische Assoziationen auf, wie wenig Substanz in dem Marshmallow-Pop der Sängerin steckt Die nach außen hin schnippisch und zikkig wirkende Loeb entpuppt sich da auf einmal als verzagte kleine Petra Pan, die nicht erwachsen werden will. Süß?

Zu süß jedenfalls, um zwei Jahre vor Ablauf des Jahrhunderts etwas zu bewegen. Suzanne Vfega hatte das übrigens schon 1987 erkannt, als sie per „Luka“ mit ihren Kindheitstraumata aufräumte. Danach war der Weg dann frei.

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