Lisa Loeb – The Purple Tape :: Früheste Demo-Aufnahmen der amerikanischen Songschreiberen

Strenggenommen ist dies gar kein Reissue, denn „The Purple Tape“ gab es nie als „richtiges“ Album, weder auf Vinyl noch als CD. Es existierte tatsächlich nur als Kassette, 1992. Das war zwei Jahre bevor die Songschreiberin mit Hilfe von Kumpel Ethan Hawke auf dem Soundtrack von „Reality Bites“ landete – und ihr kleines Liebeslied „Stay (I Missed You)“ prompt auf Platz eins der US-Charts. Zu den zehn Stücken von „The Purple Tape“ gibt es auf einer zweiten CD ein Interview mit Loeb, in dem sie von ihren Anfängen in New York City erzählt und eine Akustik-Version von „Stay“.

Wäre alles nicht nötig gewesen. Diese zarten, von Juan Patino so einfach wie feinsinnig produzierten Folk-Pop-Songs sprechen für sich. Was Loeb angenehm von vielen anderen ach so empfindsamen Songschreibcrinnen mit großer Klampte und noch größeren Ambitionen unterscheidet: Sie ist keine Prinzessin auf der Erbse, sie spielt keine Putzigkcits-Trümpte aus. Das hat sie nicht nötig. Sie trägt die herbe Brille nicht ohne Grund auf der Nase, und sie schaut auch in ihren Liedern immer ganz genau hin. Gerade bei den Liebesgeschichten.

Einige davon kennt man freilich schon vom Debüt „Taus“ (1995) — „It’s Over“ etwa, bei dem sich die Protagonistin einfach nicht vom Angebeteten trennen kann und schließlich auf eine natürliche Lösung hofft: „Like a Gothic staple, a last goodbye/ One way to float is if you die…“ „Snow Day“ beschreibt eine ebenso ungesunde Beziehung, „Do You Sleep?“ ist eine einzige Bitte um Liebe – oder, wenn das nicht geht, dann doch wenigstens um ordentlich Pein für den Typen, der gegangen ist. Auch „Train Songs“ ist halb wütender, halb trauriger Abschied, zwischen Romantik und Verbitterung. Loeb schwankt meistens zwischen diesen Extremen, und dass sie sich zu diesen spitzzüngigen Texten so reizende Melodien ausdenkt, macht das Resultat umso interessanter.

Gerade ist Lisa Loeb 40 geworden. Sie schreibt immer noch fabelhafte Songs, hat zwischenzeitlich allerdings auch ein Album mit Kinderliedern veröffentlicht. Sie ist immer noch smart, doch die charmante Naivität dieses Frühwerks wird sie nie mehr übertreffen können. Aber besser als Ethan Hawke hat das Leben sie allemal behandelt.

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