Lloyd Cole & The Negatives – The Negatives

Erst ein Album mit dem Titel „Bad Vibes“, nun eine Band namens The Negatives. Mit Feng Shui ist dem Mann nicht beizukommen. 16 Jahre nach „Rattlesnakes“ regnet es noch immer bei Lloyd Cole. Und sowas bringt bekanntlich nur Fran Healy richtig Schotter.

Wer Lloyd Cole kennt, weiß jedoch, dass er mit dem Schicksal nicht hadert „Maybe I should have tried at Memphis, maybe I should’ve stayed at home, maybe I should have taken something, you know I wasn’t even stoned when I tried to rock“, singt er dieser Tage ob der verpassten Chancen. Und stellt schließlich fest: „Yes, I’m glad I’ve failed.“ In der Tat hatte er es zwischendurch mal mit etwas ruppigeren Tönen versucht („Bad Fibes“) auch mal etwas orchestraler („Don’t Get

Weird On Me, Babe“) und auch in der Moderne {„Butterfly“). Aber wirkliche Ausbrüche? Fehlanzeige. Es ging immer nur um Nuancen. Lloyd Cole war immer derselbe. Derselbe sympathische Pop-Romantiker, der sich den Kugelschreiber anderer lieh, um über Leute zu schreiben, die ohne Fernsehprogrammzeitschrift nicht auskommen. Im Grunde hat er sowieso jeden günstigen Zeitpunkt verpasst, abzuspringen und noch mal was Neues anzufangen – höchstens die Plattenfirma wird noch mal gewechselt. Was nicht weiter tragisch ist: Bei R.E.M. beschwert sich schließlich auch keiner. Da unterscheiden Menschen lediglich zwischen guten und besseren Alben.

Dies hier ist nur ein gutes Lloyd-Cole-Album. Mal etwas New York-lastiger („Too Much Of Everything“), mal etwas verspielter („Impossible Girl“) und mit dem Ballast der Durchschnittsnummer „That Boy“ (bereits auf der “ Collection “ erschienen) wirkt „The Negatives “ nicht so in sich geschlossen wie „Love Story“, der direkte Vorgänger von vor immerhin schon fünf Jahren. Und manches Intro könnte durchaus von irgendeiner x-beliebigen US-Popband stammen. Sixpence None The Richer? Aber auch die sind etwas erfolgreicher und machen Geld. Beschweren kann man sich natürlich nicht: Was der gebürtige Schotte abliefert, ist nie ganz ohne Überraschungen oder charmante Breaks. Wer sich auf den Lloyd einlässt, bekommt es – sein Melodienbonusheft.

Lloyd-Cole-Songs sind wie ein perfektes Wellness-Wochenende oder ein sonniges Samstagmorgenfrühstück auf der Veranda. Schade, dass für Venedig-Kurzurlaube andere zuständig sind.

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