Lobhudeln im Casino :: Stephan Eicher – Louanges (Virgin)
Eine Louange, so sagt es das französische Wörterbuch, ist eine Lobpreisung, umgangssprachlich also eine Lobhudelei. Igitt, denn wem sollte Narziß Stephan Eicher lobhudeln, wenn nicht sich selbst. Oder seinem Kumpel, dem Dichter Philippe Djian („Betty Blue“). Das zumindest wäre fair, denn erstmals stammen alle Texte eines Eicher-Albums von Djian, der seit einer schicksalhaften Begegnung Ende der Achtziger mit dem frankophilen Schweizer Barden bestens befreundet ist.
Denkt man zurück an die beinahe ungenießbaren Experimente des letzten Eicher-Albums „1000 Vies“, mag man sich gar nicht ausmalen, was gewesen wäre, wenn Eicher auch noch die Texte selbst verfaßt hätte. Insofern ist alles im Lot. Djian schreibt, Eicher singt. Anders wollen wir es ja gar nicht. Nur daß man es hier genau genommen mit einem Philippe-Djian-Album zu tun hat, vertont von Stephan Eicher. Während, 1000 V/es“zum großen Teil in Eichers eigenem Studio in Lugano entstand und eine Art Rückkehr zu den synthetischen Spielereien der Anfangszeit zu signalisieren schien, wurde „Louanges“ im Kursaal Casino im schweizerischen Engelberg aufgenommen.
Mit dem traditionsreichen Ambiente kam anscheinend auch das Gespür für gute Musik zurück., Louanges“ ist zwar kein, Engelberg“ und erst recht kein, Carcassone“, aber es rückt den musikalischen Output Eichers zumindest wieder in die Nähe dieser Großtaten. Zu den Höhepunkten des Albums gehören — neben dem energischen Titelstück — die Balladen „Si Douces“ und das mit keltischen Flöten verzierte „Venez Danser“. Denn, nicht wahr, das kann der Eicher. Songs, an denen sich das ungebrochene Talent Eichers manifestiert, originär europäische Popmusik aus dem Ärmel zu schütteln, daß man ehrfürchtig erschaudern möchte. 3,0