Loreena McKennitt -The Visit/The Mask And Mirror

Spätestens bei „The Visit“ hatte sich die Kanadierin ziemlich weit von ihren Folk-Anfangen entfernt und immer mehr die Gemeinde aller nach schierem Wohlklang Süchtigen für sich einnehmen können. Die Opulenz, mit der Tonmann Jeff Wolpert und Produzent Brian Hughes ihre Adaption des Traditionais „Bonny Portmore“ aufgenommen wissen wollten, führte dazu, dass man das Resultat wegen der Überdosis Hall auf der Stimme fast unter dem Begriff Edelschnulze einsortieren konnte. Weniger war besser, wie bei den von ihr vertonten „Cymbeline“ (Text: William Shakespeare) und „Greensleeves“ (die Lyrics hier: König Heinrich VIII) nachweisbar. Egal, was Bewunderer der Dame an der Harfe denken mögen: Manche Songs, wie „Tango To Evora“ oder „Courtyard Lullaby“, haben dann doch mehr mit Abba gemeinsam als mit keltischer, argentinischer, irischer oder irgendeiner anderen Folklore.

Jedenfalls schaffte Miss Mc-Kennitt mit dieser Platte das, was man den kommerziellen Durchbruch zu nennen pflegt. Für gewöhnlich wechselt vernünftigerweise niemand die Pferde in der Mitte des Flusses. Tat sie dann drei Jahre später bei den Aufnahmen zu „The Mask And Mirror“ (4,5) in mancher Hinsicht aber sehr wohl. Wesentlich bodenständiger klang da die Folk-Ballade „The Bonny Swans“, richtig puristisch „Ce he mise le ulaingt?/The Two Trees“ und höchst verführerisch, was sie so von Reisen mitgebracht und zu Songs wie „Full Circle“, „Santiago“ und „Marrakesh Night Market“ gemacht hatte. Wer da abschätzig was von Tourismus murmelt, verkennt die eigenständige Leistung und die graziöse Eleganz, mit der sie den Zuhörer da an die Hand nimmt, um ihn zu entfuhren.

Weil er die Aufnahmen primär für Kassetten mastern ließ (das gesteht ihr Produzent allen Ernstes auf der Website www.cjuinlandroad.com), wurden die jetzt klanglich feinstens überarbeitet und klangtechnisch poliert neu aufgelegt. Vorübergehend ab Limited Edition mit Bonus-DVD, auf der man erfährt, was die Dame über die Jahre musikalisch alles so umtrieb.

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