Loretta – La Capitale Des Douleurs :: Naiv/Zomba

Man darf gar nicht darüber nachdenken. Wenn man erst mal anfängt, wird man wütend und depressiv und alles, was Loretta nicht wollen. Aber es ist doch wahr: Warum kommt so ein Album nicht in die Charts, warum treten die nicht bei „Top Of The Pops“ auf, warum werden sie nicht wenigstens als Support bei der nächsten Tour von Morrissey eingeladen? Der sollte sich mal anhören, was Loretta aus „Reel Around The Fountain“ von den Smiths gemacht haben. Einen Hit (der er freilich vorher schon war). Aber davon haben sie ja noch ein ganzes Dutzend auf „La Capitale Des Douleurs“, bei dem nur der Titel, von Godard entliehen, ein bisschen prätentiös klingt.

Die Musik ist – wie immer, aber diesmal besonders – einfach bezaubernd. Wie gelingt es Andreas Sauer bloß, solche Songs zu schreiben? Und sie so zu singen, dass man schwören könnte, dass hier keine Deutschen am Werk sind? Ein bisschen weniger amerikanisch ist dieses Album geworden, dafür etwas britischer. Und das passt zum schwungvollen Pop von „La vie est belle“, bei dem Rudolf Leonhard zitiert wird: „The only way to suffer life is to find it great.“ Loretta kommen mit sowas durch, weil sie sich ja gar nicht als große Literaten ausgeben. Es ist, wie es ist. Und es ist schön, das Leben, oft. Und manchmal nicht.

Bei „Dear Maya“ wird lakonisch beschrieben, wie eine Familie auseinanderbricht – und wie unmöglich es ist, das Unvermeidliche dem Kind zu erklären. „It’s not your mama’s fault“, singt Sauer zu Beginn, und dann am Ende immer und immer wieder – das könnte kitschig sein, wenn es nicht so aufrichtig klänge. Vielleicht ist das die größte Kunst von Loretta: Sie wissen immer, wann es genug ist. Man merkt das auch an der vorsichtigen Art, wie hier im Hintergrund Ahlie Schäubel singt – mit klarer Stimme, unaufdringlich, aber unüberhörbar. Ein perfektes Zusammenspiel. Und so geht das immer weiter, mit dem herrlich melodieseligen „Monkey“, das all den liegen gebliebenen Schnee wegschmilzt, mit „Setting Sun“, das an die besten Momente von Tom Petty erinnert, mit dem Titelsong, der weder französisch noch so nihilistisch wie seine Inspirationsquelle (Houllebecqs „Elementarteilchen“) ist. Nur wahr: „The power of love is the power of suffering.“

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