Los Lobos – Colossal Head :: WEA

Ein Hit kann wunderbar sein, aber auch lästig. Menschen sind halt bequem und erwarten den ewig gleichen Song. Als Los Lobos vor 23 Jahren als , just another band from L.A.“ anfingen, bei Nachbarn, Freunden und Verwandten auf Hochzeiten und sonstigen Feiern zum Tanz aufzuspielen, da konnte sich ihre ständig wachsende Fangemeinde an der perfekten Mixtur aus mittelamerikanischen Tanzmelodien hellauf begeistern. Dann wagten die „Wölfe“ eigene rhythmische und lyrische Experimente, die sie aus der Ecke typischer Chicano-Kapellen entschieden entfernten.

Seit ihrem Debüt 1984 entwickelten David Hidalgo, Loui Perez, Cesar Rosas und Companeros eine stilistische Vielfalt, die eher jazzkompatibel wirkt, als in der drögen Schublade Weltmusik vor sich hin zu dämmern. Natürlich hören wir auf „Colossal Head“, unter der Regie von Mitchell Froom aufgenommen, auch die leichte Kunst mexikanisch verwurzelter Traditionsmusik („Maricela“). Seit ihrem beeindruckenden „Kiko“ von 1992 lieferten Los Lobos einige Film-Soundtracks und nahmen sich Zeit, an neuen verblüffenden, vertrackten und raffinierten Songideen zu basteln. So klingt selbst eine sozialkritische Beobachtung aus der East-L.A.-Nachbarschaft wie eine trickreiche Tanznummer, auch wenn’s in Wirklichkeit der Soundtrack zur bösen Straßenrealität ist („Life Is Good“). Es könnte sein, daß Dr. John und einige Mardi Gras Indians ihren Voodoo-Segen übers Los Lobos-Studio verteilt haben. Jedenfalls möchte man nach 43 Minuten mehr und mehr hören, eben „Mas Y Mas“.

Los Lobos sind ein vitaler Beweis für die würdevolle Kunst des Überlebens. Und dafür, daß eine Band durchaus einen Riesenhit haben kann, wie 1987 mit ihrer Filmmusik zum kurzen Leben vom Chicano-Rock-Idol Richie Valens, ohne denselben ständig zu wiederholen. Freunde von dieser wunderbaren Gruppe, denen dieses Meisterwerk zu kolossal oder fremdartig erscheinen sollte, sie seien zum leichteren Verständnis daran erinnert: Es gibt ein Leben nach „La Bamba“.

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