Los Lobos – El Cancionero – Mas Y Mas: A History Of The Band From East

Das Produzenten-Team Mitchell Froom und Tchad Blake muss einen totalen Blackout gehabt haben, als die beiden auf die Idee verfielen, 1996 das neue Los Lobos-Album in absolutem LoFi-Sound aufzunehmen. „Colossal Head“ war eine dieser Platten, bei denen man an der Qualität und dem Rang einer Band nicht nur gründlich zu zweifeln beginnt, sondern fast geneigt ist, sie abzuschreiben. Trotzdem entschied sich Rhino-Produzent Gary Stewart dafür, aus den elf Aufnahmen fünf für dieses Box Set auszuwählen. Vom überzeugenden Comeback „This Time“ findet man hier dagegen nur vier. Vielleicht wieder einmal deswegen, weil er davon ausging, dass jeder Fan der „Wölfe“ aus dem nicht ganz so friedlichen Osten von Los Angeles, der diese Box ersteht, eh schon besitzt.

Vom nach wie vor auf CD unveröffentlichten Mini-LP-Debüt „..And A Time To Dance“ gibt es erfreulicherweise vier der sieben Aufnahmen, zwei mehr als auf der 1993 vom Slash-Label veröffendichten Retrospektive Just Another Band From East L. A.“. Erstmals auf CD zu hören auch: das mit Ry Cooder für den „Alamo ßtry“-Soundtrack aufgenommene Traditional „Quatro Vicios“, eine jener hinreißenden Interpretationen, derentwegen man diese Tanzkapelle jederzeit zum eigenen Begräbnis einladen kann – in der Gewissheit, dass es die Trauergäste dem Verstorbenen für immer danken werden.

Denn Los Lobos‘ Mischung aus Zydeco und Rock, TexMex und Soul ist Volksmusik, wie sie so kaum je ein anderes Ensemble spielte. Die Band traute sich im Lauf ihrer Karriere ja vieles. Sie spielte John Lennons „Tomorrow Never Knows“ live im Rundfunk in genauso origineller Interpretation wie Richard Thompsons „Down Where The Drunkards Roll“, den Evergreen „Volver, Volver“ oder Jimmy Reeds „I’U Change My Style“. Eine der fabelhaftesten Aufnahmen ist die Cover-Version von Doc Pomus‘ JLonely Avenue“. Die transzendiert das Ray-Charles-Original genauso zu einem puren Rock’n’Roll-Vergnügen wie Keith Richards‚ Aufnahme von „Run Rudolph Run“ die Vorlage von Chuck Berry. Weit mehr als ein „Best Of‘-, ist dies Set mit 86 Aufnahmen die reinste Raritäten-Fundgrube.

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