Los Lobos – The Ride

Das zwölfte Album der Wölfe aus East-L.A. sei „unsere Art zu sagen: Hey, ich habe vor 20 Jahren diese tolle Idee gehabt“, sagt Louie Perez, Teilzeitdrummer, Vollzeittexter und Chefphilosoph des Quintetts. Nun war es aber leider gar keine tolle Idee, als Gast ausgerechnet Elvis Costello auf „Matter Of Time“ anzusetzen, den vielleicht besten, gewiss bewegendsten Lobos-Song von ihrem 84er-Klassiker „Wow Will The Wolf Survive?“. Die Geschichte des Mannes, der nächtens des Unterhalts wegen ins vermeintliche promised land ausziehen muss und

seine Frau bittet, sie möge doch leise sprechen, damit das Baby nicht aufwache – sie wird vom umtriebigen Big El, zugeschaltet von einer Bühne in Oslo, in eitlem Pathos-Belcanto versenkt. Welch ein Flop! Doch es bleibt der einzige große auf einem Album, das fast ganz im Zeichen der Rückschau mit alten und neueren Freunden steht. Und dabei durchaus einige tragfähigere Ideen hervorbringt. Etwa die, „Wicked Rain“ (von „Kiko“) mit „Across 110th Street“ (Nachgeborene checken den „Jackie Brown“-Soundtrack) zu vermählen – und das Ganze auch gleich noch Bobby Womack singen zu lassen. Man hört und will verzweifeln vor der Frage, warum sich diese Stimme zuletzt so rar gemacht hat. Auch gut: „Is This All There Is?“ (Original: 1987 auf „By The Light Of The Moon“) wird von einem gut auflegten Little Willie G. in Richtung Latin-Soul getrimmt.

Doch die Prämisse durchdringt auch das neue Material. Am Schönsten wohl mit Dave Alvin, dem Kumpel aus seligen Aufbruchtagen mit den Blasters und „immer noch einer der wichtigsten Einflüsse“ (so Steve Berlin). Zwei Dekaden später sitzen sie also ziemlich entspannt am Lagerfeuer und lassen eine kleine Träne reinzischen, mit „Somewhere In Time“, das nicht nur des Titels wegen wie eine Fortschreibung (siehe oben) anmutet. „Another night, on a highway, somewhere in time, darkness plays those tricks on me…“

Die Gitarren-Tricks von Richard Thompson kennt man, und weil er die Chicano-Schiffbruch-Schnurre „Wreck Of Carlos Rey“ auch noch singen darf, kommt der Exil-Brite einfach zu dominant rüber. Besser gelingt Los Lobos die notwendige Balance mit Mavis Staples („Someday“, nicht der Steve-Earle-Song), ja sogar mit Tom Waits und Martha Gonzalez („Kitate“), vor allem aber mit dem Cafe Tacuba im feurigen Auftakt „La Venganza De Los Pelados“. Noch besser sind sie nur ohne Gast-Auftrieb, im sehnsuchtsvoll fließenden „Rita“, wenngleich sich hier ihr Ex-Produzent Mitchell Froom und Pedal-Steel-Maestro Greg Leisz als Instrumentalisten schon schwer verdient machen dürfen.

Das hat sich diese große Band schon verdient, mal so ein Album zu machen, Flops inklusive. Es war schließlich ein langer, harter Ritt für diese fünf.

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