Lou Reed & Metallica :: Köln, WDR-Studios

Vielleicht ein paar Sätze vorab. Damit wir uns nicht missverstehen. Jawohl, Lou Reed ist im Grunde unantastbar. Jawohl, Metallica sind eine der größten Rockbands dieses Planeten. Und gemeinsam haben sie eine Platte namens „Lulu“ aufgenommen, die selbst kompromissloseste Fans verstört hat. Die deftigen, monotonen Texte des Späterotomanen Reed sind dabei das eine, die eher unterkomplexen Sounds der Band das andere. So weit der Stand der Dinge. Wie aber lässt sich dieses aus der Hüfte geschossene Projekt auf die Bühne bringen?

Diese Frage liegt im Studio B1, irgendwo am Stadtrand Kölns, in der Luft, 400 handverlesene Fans und Medien-/Industriemenschen sind erschienen. Allein die Aussicht, eine Stadionband wie Metallica aus nächster Nähe sehen zu können, ist natürlich großartig. Entsprechend überschwänglich ist der Jubel, als alle Beteiligten die kleine Bühne betreten. Lou Reed sieht aus, als kämpfe er mit schlimmen Magenschmerzen, er wird sich den Abend über kaum bewegen, der Blick ist starr auf den Teleprompter gerichtet.

Seine Backingband gleicht das locker aus: Besonders James Hetfield (mit angedeutetem Iro) wirkt wie befreit von der Rolle des Frontmanns und Sängers, er grinst über beide Backen. Natürlich sind vor allem Gitarrist Kirk Hammett und Bassist Robert Trujillo gnadenlos unterfordert, zu statisch rollen die überlangen Stücke vor sich hin, beide verziehen sich eher in den Hintergrund. Die Stücke sind offensichtlich in Jam-Sessions entstanden, live fehlt die schneidende Präzision – und genau das macht den Reiz aus. Man hat den Eindruck, bei einem Probenabend dabei zu sein. Und dennoch schleicht sich immer wieder das Gefühl ein, dass hier musikalische Chancen vergeben wurden. Vielleicht hätte es für alle Beteiligten günstigere Konstellationen gegeben.

Auch der eingeschobene Interview-Part zeigt das: Reed ist ein stieseliger Brocken, immer wieder lässt er 1LIVE-Moderator Manuel Möglich unnötig auflaufen, Lars Ulrich versucht derweil, die offensichtlichen Spannungen auf der Couch mit Scherzchen aufzulockern, Hammett und Trujillo schweigen, Hetfield grimassiert wie gewohnt.

Von Spannungen zwischen überlebensgroßen Egos lebt die Band Metallica bekanntlich seit Jahrzehnten sehr produktiv, nicht zuletzt demonstriert in „Some Kind Of Monster“. Trotzdem kann man bereits jetzt mit einigem Recht vermuten, dass das Experiment mit Lou Reed genau das bleiben wird: ein einmaliges Experiment.

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