Louis Philippe & The Night Mail

„The Road To The Sea“

Tapete (VÖ: 2.5.)

Besser als der Songwriter kann man kaum altern.

ROLLING STONE Badge
Empfehlungen der Redaktion

Ein einziges Mal habe ich Louis Philippe live gesehen, Ende der Neunziger in einem New Yorker Club namens Fez. Selbstverständlich hatte der in der Normandie geborene und in London lebende Sänger und Songwriter ein Glas Rotwein auf dem Flügel stehen. Der Abend, an dem später auch Momus auftrat – ein Weggefährte aus den Tagen von él Records, für das beide in vielerlei Funktionen tätig waren –, hatte etwas Zeitvergessenes und war trotzdem angenehm visionär: Pop ohne Verfallsdatum.

Gut, dass er sich die Zeit nimmt für ein so perfekt produziertes und geschriebenes Album

Ähnliches lässt sich auch über „The Road To The Sea“ sagen, das zweite gemeinsame Album mit der britischen Band The Night Mail, zu der auch RS-Autor Robert Rotifer gehört. Beim ersten Hören denkt man an eine melancholische Version von Burt Bacharach, dargeboten von einem anglophilen Franzosen, der sich schon immer sehr für Details interessiert hat, die einen Unterschied machen. Und je länger man zuhört, desto mehr entdeckt man davon in diesen meisterlich geschriebenen Liedern. Die markante, so angenehm mit dem Piano korrespondierende Bottleneck-Gitarre im Titelsong etwa. Oder die psychedelisch verlorene Stimmung von „A Friend“, mit dem zart herüberwehenden Spinett in der Bridge.

Bemerkenswert ist auch Philippes geschmeidige Stimme, die mit 65 Jahren kaum anders klingt als auf dem 1986er Él-Debüt „Appointment With Venus“. Dabei ist Musik für den Mann, der eigentlich Philippe Auclair heißt und als prominenter Sportreporter arbeitet, nur noch eine Art zweites Standbein. Gut, dass er sich die Zeit nimmt für ein so perfekt produziertes und geschriebenes Album wie „The Road To The Sea“. Da schenkt man sich gern selbst einen Rotwein ein und versinkt noch mal in „La Maison sans toit“.

Amazon Music Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Amazon Music
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Anzeige: Jetzt kostenlos Amazon Music Unlimited testen.

Diese Review erschien im Rolling Stone Magazin 5/25.