Love Has Come For You :: Kein Witz: Martin spielt Banjo, Brickell singt -ein gutes Duo

In den frühen Neunzigern dürften wohl die meisten Fans der New Bohemians und des herzzerreißenden Mädchengesangs von Edie Brickell die 1966 geborene Texanerin aus den Augen verloren haben. „What I Am“ hatte sie 1988 aus den Kneipen von Dallas in die US-Top-Ten katapultiert; das zwei Jahre später erschienene Album „Ghost Of A Dog“ gefiel Kritikern besser als dem Rest der Welt. Von da an ging es sanft bergab, bis Edie erst mal Pause machte, um für drei mit Paul Simon gezeugte Kinder da zu sein.

Und nun also Bluegrass in einer quite unlikely Duo-Besetzung mit Steve Martin am Banjo. Ziemlicher Aha-Effekt insbesondere für alle, denen entgangen ist, dass der Comedian und Schauspieler sich schon seit Langem als ernst zu nehmender (wenn auch notorisch unernst die Bühne enternder) Instrumentalist etabliert hat: jede Menge Awards, Auftritt in der Grand Ole Opry, Studiogäste von Dolly Parton bis Béla Fleck bei eigenen Veröffentlichungen und mit den Steep Canyon Rangers eine grundsolide Working Band.

Eigentlich hatte er Edie nur um den Text für einen Songs gebeten, aber es wurde ein ausführliches Pingpong-Spiel daraus, per Mail von Ostküste zu Westküste. Steve sorgte für eingängige Melodien mit originellen kleinen Schlenkern, Edie brach gerne mal aus der engen Welt nostalgischer Lyrics aus. Schon beim Auftakt „When You Get To Asheville“ geht es nicht um die ewige „cabin in the woods“, sondern um E-Mails und Jobsuche.

Ganz Bluegrass bleibt dabei der tröstliche Tonfall, den Edie aufs Sanfteste zu pflegen weiß. Hier geht es um „what would I do without you“ mit Streichern im Background oder auch mal um folkloristisch Düsteres, ums Erzählen von Brickell-Stories, die

Steve auf dem Fünfsaitigen synkopenflink, aber ohne ausgestelltes Virtuosentum umrankt. Dass Gäste wie die Jazzbassistin Esperanza Spalding und der legendäre Studiogitarrist Waddy Wachtel mit im Spiel sind, bleibt eher unauffällig.

Man wird Steve Martins Songs so schnell nicht wieder los, und Edie Brickells Stimme ist immer noch wunderbar entspannt, sie hat sich das Mädchenhafte bewahrt – da haben sich die beiden Richtigen gefunden. (Rounder) KLAUS VON SECKENDORFF

Peace

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