Love In The Future :: Nahezu kitschfreier Coffeetable-Soul eines Schwerenöters

Schon seit seinem Debüt „Get Lifted“ von 2004 stellt sich bei John Legend die Gretchenfrage des Pop: Wie hältst Du’s mit dem Kitsch, mein Kind? Er selbst beantwortete sie seither mit zunehmender Furchtlosigkeit -wobei man das lässige „Wake Up“ mit den Roots 2011, eine Sammlung von rauen Soulcovers aus der Zeit der Siebzigerwende, ausnehmen darf. Dabei steht wiederum seine lyrische Schwerenöterei in einem nicht uninteressanten Kontrast zum handküssenden, seriösen Schmeichelton, mit dem er seine Damen beim gutbürgerlichen Rotweindinner zu Kerzenschein recht unumwunden ins Bett lockte.

Was Legend meistens rettet, ist die Intelligenz seines Songwriting und seine souveräne Stimme – und Top-Produzenten wie hier einmal wieder Kanye West. Die Stimme klingt zwar aufs erste Hören oft ein wenig zu gesund und stabil, aber umgekehrt vermeidet er auf diese Weise immer gerade noch geschickt den Schmalz. Wie stets steuert er auf einigen Balladen ein bisschen zu selbstverständlich in belanglose MOR-Spuren. Wo er jedoch, in „Who Do We Think We Are“ mit Rick Ross etwa oder in „Tomorrow“, mit gut gekleidetem Hip-Hop-Schick auftritt, gelingt ihm ein seltsam stilvoller, raffinierter Coffeetable-Soul.(Sony) MARKUS SCHNEIDER

Wucht und Würde

Casper erfindet ein neues Genre -und sein Post-Indie-HipHop-Pathos-Pop berührt. Falls man sich noch an seine Jugend erinnert

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