Lucky Jim – Our Troubles End Tonight
Die britische Entsprechung zu Janet Jacksons „Damita Jo“, bloß gespielt auf akustischen Gitarren, Orgel, Piano und Streichern. Auf dieser wundersamen Platte verbindet Gordon Grahame den bekenntnishaften, romantischen Gestus von Lee Hazlewood und Leonard Cohen (ohne Mystik) mit monomanischen, sexualisierten Minnesängen, wie wir sie vom späten Tim Buckley und vielen Soul-Sängern kennen. „Our Troubles End Tonight“ trägt die Erwartung der Erlösung schon im Titel, und so suggestiv, süß und verführerisch klingen auch die Songs.
Man könnte auch sagen: Die Tindersticks von „Can Our Love…“ raspeln Süßholz mit Adam Green. So etwas steht auf Waschzetteln, und von einer Band wie Lucky Jim bleibt manchmal nichts anderes übrig. Trotz der außerordentlich kulinarischen Arrangements sind es nur Grahame und Produzent Ben Townsend, die hier sämtliche Instrumente spielen. Im unverstellten Pathos von Songs wie „Leah“ erkennt man plötzlich einen anderen schamlosen Erotiker, Jim Morrison nämlich. „And I’m lost in your swell/ And I’m yours can’t you tell/ Leah if you love me you must kill your heart/ There’ll be no life for me ‚till we’re apart.“ Nur in diesen hermetischen, schleichenden Stücken, die von Streichern durchströmt werden, kann man solche Lyrik ertragen: „Now the only thing as pretty/ As snow in New York City/ Was seeing you arriving on the scene.“
Leah, Lesbia und Almeria seien von einer einzigen Frau inspiriert – von Grahames Muse, wie der Künstler behauptet. „Our Troubles End Tonight“ ist ein obsessiver, schwüler Reigen der schlüpfrigen Metaphern und schrägen Allegorien. Wahrhaft liebeskranke Gesänge, zu denen bei „The Honeymooners“ spanische Gitarren köstlichen Kitsch verbreiten. „Westwards We’re Headed“ scheint in Mexiko angesiedelt zu sein, beinahe eine Ween-Nummer, so dick aufgetragen ist das Sentiment Und bei „Endless Night“ erklingt zum ersten und letzten Mal eine verzweifelte, zerrissene elektrische Gitarre nebst Choral. „Lover will you be my guide/ Find for me a place to hide/ Far across the ocean wide.“
Mit brennender Hose segelt Lucky Jim über das Meer der Begehr. „Darling I am a sailor/ And I chart the southern lands/ I calm the ocean with my song/And I rouse her with my hands/ I’ll build for you a craft“ Geilheit als säkularer Gospel und Gebet an die Geliebte.
Sexual sailing.