Luka Bloom – Keeper Ot The Flame

Der Albumtitel ist so schlimm, dass man gleich an das vorherige Werk von Luka Bloom denken muss. „Salty Heaven“ war so unerträglich schwülstig, dass keine Entschuldigung mehr half. Der irische Songwriter mag den Glauben wiedergefunden und die Natur entdeckt haben. Schön für ihn, aber musste es so viel armseliger Romantizismus sein, so viel esoterisches Geschwurbel? Dankenswerterweise scheint er selbst gemerkt zu haben, dass ihm kaum einer auf dem Weg zur Erlösung folgen wolllte.

Jetzt rettet er sich in ein Projekt, das kaum schiefgehen kann. Zum ersten Mal konzentriert sich Luka Bloom ausschließlich auf Coverversionen – und wagt sich recht weit weg von seinem Genre. Am Ende klinkt zwar alles folkig – anders kann er gar nicht spielen -, aber die Auswahl der Tracks ist doch erstaunlich. Auch wenn aus Abbas „Dancing Queen“ eher eine „Fiddle Queen“ wird – dem Charme dieser herben Version eines Disco-Hits kann man sich kaum entziehen. Auf jeden Fall ist das überraschender als „To Make You Feel My Love“. Als gäbe es keine anderen Dylan-Songs, kommt nach Billy Joel und Joan Osborne jetzt auch noch Bloom damit an.

Ansonsten ist er – abgesehen von netten Fassungen von Joni Mitchells „Urge For Going“ und Tim Hardins „If I Were A Carpenter“- der Gefahr entkommen, berechenbar zu sein. Mit „In Between Days“ von The Cure und Radioheads „No Surprises“ hätte man ebenso wenig gerechnet wie mit „Bad“, einem der besten U2-Songs. Wie leicht man solche Klassiker verhutzen kann, haben Hootie & The Blowfish gerade vorgemacht Luka Bloom gelingt die Gratwanderung allerdings. Zwar versucht er nicht, die Songs umzudeuten oder komplett neu zu interpretieren, aber er spielt sie auch nicht so nahe am Original, dass sie überflüssig wären. Er macht eben Folksongs daraus, reduziert sie auf die Geschichte, auf das Melodiegerüst – und in ihrer Nacktheit sind diese Lieder dann oft so simpel und so schön, dass sich die Frage nach dem Sinn nicht mehr stellt „No Surprises“ wird zu einem resignativen Abgesang auf die moderne Welt – etwas versöhnlicher als von Thom Yorke gesungen, aber dennoch: herzzerreißend.

Übrigens: Wenn schon ein Song als Albumtitel herhalten musste, warum nicht „Throw Your Arms Around Me“? Dies ist schließlich eine Platte, die einen tröstet, in den Arm nimmt und im trüben Herbst warm hält. Ob wir sie im Frühjahr noch hören werden? Wer weiß.

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