Madness :: Wonderful
Das Comeback-Album der britischen Institution von 1999
Nun hatten wir uns schon auf „Mad Not Mad“ und „The Madness“ gefreut (manche fürchteten sich auch), die chronolgisch an der Reihe wären, doch „Wonderful“ von 1999 wurde als sichere Sache vorgezogen. Damals kamen Madness unvermutet mit einer Platte zurück, nachdem sie jahrelang nur das „Madstock“-Festival organisiert hatten und Suggs‘ bescheidenen Solo-Alben zuhörten.
Songs wie „Lovestruck“, „4 A.M.“, „Going To The Top“ und das fantastische „Elysium“ erinnerten sofort an die große Zeit der Komödianten, und Alan Winstanley und Clive Langer hatten wieder die Produktion übernommen. Augekratzte Stücke wie „Johnny The Horse“ „The Wizard“ und besonders „The Communicator“ liebäugeln ein bisschen zu sehr mit der britischen Sauf- und Pub-Kultur, obwohl die Streicher- und Bläser-Arrangements das Schlimmste verhindern. Bei „Drip Fed Fred“ kam es zur überfälligen Vereinigung mit dem Schandmaul Ian Dury, man spielte einen torkelnden Ska, und Mike Barson klimperte herrlich auf seinem Klavier. „Saturday Night, Sunday Morning“ war nicht die erste Hommage an den Film mit dem jungen Albert Finney, der in den Sechzigern die Arbeiterklasse wie die Intellektuellen geprägt hatte: „So most of the conversation evolves around things that happened twenty years ago at least.“
„Wonderful“ ist also mindestens zur Hälfte wundervoll. Der glühende Aufsatz im Booklet stammt diesmal von Robert Elms. Und auf der zweiten CD hört man einige Stücke aus dem legendären Musical „Our House“ sowie die zärtliche Version von Durys „My Old Man“ für das Tribut-Album „Brand New Boots And Panties“. Ian Dury lebt nicht mehr, aber hier lächelt man unter Tränen. (Salvo) Arne willander
The Story Of Trojan Records ****¿
Eine starke Werkschau des Reggae-Labels in einzelnen CDs
An Reggae-Compilations besteht kein Mangel, es gibt zu viele davon. Sie hangeln sich an großen Namen entlang, bieten „Summer Feeling“ oder einen Überblick über das Schaffen von Lee Perry, und ein Hit von Bob Marley oder Horace Andy ist meistens dabei.
Die Zusammenstellungen des Trojan Labels – ein 1968 vom Plattenladenbesitzer Lee Gophal und Chris Blackwell gegründeter Island Records-Ableger – waren von Anfang an besser. Trojan hat den LP-Markt für Musik aus Jamaika überhaupt erst erschlossen und mit der exzellenten Compilation- Reihe „Tighten Up“ die Messlatte ziemlich hoch gehängt. Tracks von Bob & Marcia, Don Drummond oder Cornel Campbell besaßen das Stilgefühl des Soul, die Melodien des Pop und Rhythmen, denen man unmöglich widerstehen konnte. Die „Creation Rockers“ führten das Konzept weiter, später boten kenntnisreiche Drei-CD-Boxsets einen Überblick über Subgenres wie den archaischen „Nyahbingi“, oder „Mod-Reggae“.
Letztere wurde soeben mit dem Zusatz „Sounds & Pressure: Mod-Reggae“ als Doppel-CD wieder veröffentlicht, mit teilweise anderen Stücken. Paul Weller hätte seine Freude daran. Sehr empfehlenswert ist auch „Foundation Dub“: Die ausgewählten, zwischen 1974 und 1982 entstandenen Produktionen von Bunny Lee, Prince Jammy und natürlich King Tubby haben einen herrlich rauen, tighten Sound. Kein Vergleich zu den matschig und bedröhnt klingenden Dub-Tracks der Gegenwart, die sich offensichtlich vor allem an ein Kiffer-Publikum wenden.
Die beste Einstiegsdroge in die Welt von Reggae, Ska und Rocksteady ist aber sicherlich „The Heavy Heavy Monster Sound“. Unter dem Motto „Young, Gifted & Black“ werden auf der ersten CD „The Hits“ vorgestellt. Klassiker wie „Monkey Man“ von The Maytals, das von den Specials später zu neuen Ehren gebracht wurde. „The Return Of Django“ von The Upsetters war 1969 der Durchbruch für den jungen Lee Perry. Jimmy Cliff, Desmond Dekker, Tony Tribes „Red Red Wine“ (das viele sicher nur von UB 40 kennen) – Reggae-Novizen werden begeistert sein, Kenner und Experten vielleicht abwinken: Kennt man alles.