Madsen – Goodbye Logik

Nein, obwohl vor allem die guten Menschen das sagen, es ist keineswegs automatisch wieder cool, wenn einer besonders uncool ist. Bei der Band Madsen kamen letztes Jahr ziemlich viele Argumente zusammen: dass sie aus einem Ort namens Klenze im Wendland kommen, außerdem so aussehen, außerdem auch so klingen. Manche Leute machten sich sogar die Mühe, T-Shirts mit dem Schriftzug „Pansen“ zu drucken, um die Gruppe bei Festivals zu verspotten – das waren vor allem die, die selbst ehemalige Dorf jugendliche mit beschränktem Vokabular sind. Aber Kunst ist im Idealfall ja auch eine Entscheidung gegen die eigene Biografie.

Nachdem Debüt, das genau betrachtet ein Gipfel an schwarzer Verzweiflung war, sehen Madsen die Dinge auf der zweiten Platte oft etwas positiver und machen sich noch angreifbarer damit: „Nur ein Lächeln dort, wo sonst keiner lacht/ Nur ein Sonnenstrahl nach einer endlosen Nacht/ Der Moment, der uns am Leben hält“ – ja, da zieht es euch die Fußnägel hoch, das ist purer Udo Jürgens/Peter Maffay, das sind die Begrifflichkeiten der christlichen Jugendgruppen-Szene. Und trotzdem klingt es bestürzend, wie der Sänger ausgerechnet solche Sachen mit einer naseweisen Pardauzigkeit singt, wie die Band dem zutretenden Grunge und College-Rock, der sie offenbar inspiriert, jeden kleinen dieser Sonnenstrahlen abringt. Ein Nachdenken darüber, warum das Leben oft so traurig ist, bewusst aus der Kinderperspektive, ohne alle erwachsenen Hilfsmittel. Eine Nachts-Wachliege-Platte, mit dem Unterschied, dass hier Leute zuhören.

Da bleibt als Antwort nur die schreckliche Frage: Und wie geht’s dir so dabei?

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