Magnetic :: Belanglose bis klassische Rocksongs vom Trio aus Buffalo

Die Goo Goo Dolls sind eine dieser Bands, bei denen man sich, wenn man von einer neuen Platte hört, immer erst mal fragt: „Ach, die gibt’s noch?“ Vor 15 Jahren hatten sie einen Welthit mit der Ballade „Iris“ und danach nicht mehr viel. Trotzdem wurden sie vor Kurzem noch von Barack Obama zur Amtseinführungs-Party nach Washington eingeladen. Sie sind einfach nie weggegangen, deshalb konnten sie nie ein Comeback feiern. Und auch ihr zehntes Album beginnt gleich wieder so klassisch, als wäre kein Jahr vergangen, seit sie in Buffalo, New York zusammenfanden. Das war 1986.

„Aliiiive, aliiiiiive is all I wanna feel toniiiight“, singt John Rzeznik in „Rebel Beat“, das weder rebellisch noch beat-lastig klingt, sondern einfach wie ein schmissiger Rocksong – mit den genretypischen Klischees: noch mal wild sein, brennen, nicht an morgen denken! Der Sänger/Gitarrist und Bassist Robby Takac, der Kern der Goo Goo Dolls, haben sich lange Zeit gelassen, um erwachsen zu werden, aber jetzt, mit Ende 40, sind auch sie bereit für Ehe und Kinder -und würden möglicherweise selbst zugeben, dass sie mit ihren punkigen Powerpop-Anfängen überhaupt nichts mehr zu tun haben. Das fiel ihnen lange schwer, aber schon die Wahl ihrer Produzenten bestätigt, dass der größte Mainstream offensichtlich gerade gut genug ist: Rob Cavallo (Green Day) und John Shanks (Bon Jovi) haben die Lieder wieder ordentlich glattgezogen, aber zwischen Matchbox 20 und den Killers scheint im Jahr 2013 kein Platz mehr zu sein für die Goo Goo Dolls: Rzezniks Songwriting ist weder so banal mitreißend wie das von Rob Thomas, noch so unverschämt eingängig wie das von Brandon Flowers. Zwar will ein Chorus größer als der andere sein, und die gewaltige Instrumentierung unterstellt immer ein Gewicht, das die Texte gar nicht haben, aber das letzte Quäntchen Ambition geht Rzeznik ab. Was sympathisch ist -wahrscheinlich hat er tatsächlich einfach Spaß, statt sich um Relevanz zu kümmern -, aber auch ein bisschen langweilig.

Manchmal, bei der putzigen Schwelgerei „Slow It Down“ oder dem romantischen Flehen „Come To Me“, blitzt die Kraft auf, die sie in den 90er-Jahren hatten, aber ein „Iris“ ist in weiter Ferne. Am Ende, in „Keep The Car Running“ geht es folgerichtig um den Lauf der Zeit, die Desillusionierung, die geplatzten Träume. Und da läuft Rzeznik zu großer Form auf, wenn er sich weigert, in der Verzweiflung zu verharren: Wer einmal den Aufbruch gewagt hat, kann das wieder tun. Vielleicht beim nächsten Album?(Warner) BIRGIT FUSS

Little Boots

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