Malcolm Middleton
A Brighter Beat
Der Arab Strap-Gitarrist verfeinert seinen erhabenen Songwriter-Pop
Arab Strap sind Geschichte. Eine ziemlich gute allerdings, gewoben aus Sex, Alkohol, Paranoia und Selbstekel. Wird man sich noch oft erzählen. Ihre Platten werden immer wieder aufgelegt werden. Von Leuten in autoerotischer, alkoholgetränkter Selbstekelstimmung.
Die erste Soloplatte von Arab Strap-Gitarrist Malcolm Middleton, „5.14 Fluoxytine Seagull Alcohol John Nicotine“, klang 2003 noch wie ein inspirierter Zeitvertreib zwischen zwei Bandalben. Doch schon mit seinem zweiten Alleingang, „Into The Woods“, machte er Ernst mit seiner Solokarriere. Es klang exakt wie Arab Strap, wenn man den schwitzenden, cholerischen Sänger Aidan Moffat abzieht. Aus Selbstekel wurde Selbstzweifel, aus Depression Melancholie, aus ungewaschenem Hangover eine Flasche Rotwein, aus schmierigem Sex vergebliche Liebe, aus Leibesliedern Liebeslieder. Aus dem dräuenden Arab Strap-Gemisch schwermütiger Songwriter-Pop.
Der Titel seines Post-Arab Strap-Soloalbums, „A Brighter Beat“, legt eine weitere Aufteilung des Middleton-Kosmos nahe, Songtitel wie „We’re All Going To Die“ und „Love Death Depression Love Death“ sprechen allerdings eine andere Sprache. „A Brighter Beat“ sei „ein Pop-Album für Leute, die Popmusik hassen“, meint Middleton. Ist natürlich Quatsch. Es ist erhabendster, teils hymnischer Pop für Leute, die die Einsamkeit lieben und dabei nicht gern alleine sind. „I’ll always want to have you be my side for all time“, singt Middleton im tränentreibenden „Up Late At Night“, das es in den Schmachtfetzenolymp schaffen könnte. Und wenn man glaubt, auf der Höhe des Pathos angekommen zu sein, die man noch so gerade ertragen kann, setzt Middleton als Schlusspunkt den grandiosen Spector-Bombast von „Superhero Songwriter“, einer mit Skepsis belegten Reflexion über ein Genre, dem er mit „A Brighter Beat“ ein wundervolles Album hinzugefügt hat.