Mando Diao – Never Seen The Light Of Day

Weniger Rotz, mehr Harmonie: Der Vintage-Sound wird romantisch

Schon wieder eine Platte von Mando Diao, alle Achtung. Es wird ja den Bands, die hier das Vorbild sind, immer als Tugend angerechnet, dass neue Platten schnell gemacht wurden und im Jahrestakt erschienen. Auch hier also Epigonenturn! Für „Never Seen The Light Of Day“ haben Mando Diao sich mit dem früheren Soundtrack Of Our Lives-Gitarrist Björn Olsson zusammengetan und schnell ein neues Set aufgenommen.

Heraus kommt natürlich ein toller Vintage-Sound. Olsson stellt die Band in weite Hallräume und verwischt die Playbacks so genüsslich, als solle allein das schon eine gewisse Historizität zum Ausdruck bringen. Bei „Mexican Hardcore“ wird die akustische Gitarre besonders hart geschlagen, darüber inszeniert Gustaf Noren ein staubiges Wildwest-Szenario irgendwo an der mexikanischen Grenze. Überhaupt scheinen Mando Diao auf „Never Seen The Light Of Day“ hier und da schwarze Staubmäntel und Sporen zu tragen. „Train Of Fire“ hat die entsprechenden Akkorde und Geigen, und Noren singt wie Ray Davies und Liam Gallagher in einem Mann. Auch „I Don’t Care What The People Say“ ist ein Spaghettiwestern, „Macadam Cowboy“ trägt das Sujet sogar im Titel.

Grundsätzlich wird man aber sagen: Mando Diao haben mit „Never Seen The Light Of Day“ ein für ihre Verhältnisse romantisches Album gemacht, mit weniger Rotz und mehr Harmoniegesängen. „If I Don’t Live Today, Then I Might Be Here Tomorrow“ und der Titeltrack machen das gleich am Anfang klar – so rückhaltlos haben die Streicher hier noch nie geseufzt, und so herbstlich war Mando Diao auch noch nicht zumute. Das Noel Gallagher-Lamento „Not A Perfect Day“ verzichtet gleich ganz auf die Rhythmustruppe, und bei „Misty Mountain“ taucht eine Pedal-Steel auf. Schön, schön! Man muss ja in all dem Stürmen und Drängen auch mal zur Ruhe kommen.

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