Mansun – Attack Of The Grey Lantern; James – Whiplash

Es gaukelt Emphase vor, dieses cinematographische, sub-psychedelische, prahlerische Streicher-Sample-Gebräu und diese wissenden Vocals, doch ist letztlich alles artifiziell auf „Attack Of The Grey Lantern“. Mansun verhalten sich zu den Manie Stteet Preachers wie Cockney Rebel zu Roxy Music „Mr. Soft“, nicht „Virginia Piain“, ein wenig „Remake/Remodel“, aber jede Menge „Make Me Smile“. Mansun haben den Outsider-Status von Cockney Rebel, ihren Größenwahn und wie vor ihm Steve Harley hält sich Sänger Paul Draper für ein Gottesgeschenk an die Popwelt.

Soweit zum Unwillkürlichen, zum Gefühl, das überambitionierte Erstlingswerke wohl hervorrufen müssen, erst recht wenn die 7inch-Preliminarien nicht so recht vorbereiten auf solch gewaltigen Ehrgeiz. Zum Vergnügen also, das dieses prä-fabrizierte Möchtegern-Konzept-Album bereitet, zum Ohrenspitzen, zum Verwundert-die-Augen-reiben: „Lantern“ ist weit mehr als die Summe seiner Tracks. Seziert man die einzeln, findet man hier Beck-Nerdiness, da Morrissey-Symbolismus und dort Duran Duran-Pomade. Petitessen.

Zweifel dieser Art verscheucht ein beherzter Dreh am Vblume-Regler, nach rechts. So ist diese ungeheure akustische Arroganz zu goutieren, diese Suada aus süßem Pomp und laschen, lächerlich kitschigen Arrangements zu genießen. Erst beim letzten Track meldet sich das musikalische Gewissen mit Nachdruck. „Dark Mavis“ ist Overkill von der Sorte, die dann doch für Schlafstörungen sorgt ob ihrer schieren Dreistigkeit. DisgacefuL, wie es schon im Text heißt. Kula Shaker auf Quaaludes. Ansonsten: Blendwerk, hochwillkommen.

Den Wunsch, auch James nach vierjähriger Studio-Abstinenz mit offenen Armen zu empfangen, schminkt „Whiplash“ schnell wieder ab. Sicher, manierliche Melodien gibt’s im halben Dutzend, und einige Songs haben die alte Schlüssigkeit und Beschwingtheit, „Waltzing Along“ etwa oder auch das zum Mitsingen anstiftende „Homeboy“. Nahezu verschwunden ist das Understatement von ehedem, die Folkbesaitete und Pop-beseelte Genauigkeit, die James mit den Woodentops teilten und „Laid“, vor allem aber „Stutter“ dauerhaft machte.

„Whiplash“ dagegen ist krass und spekulativ, hechelt dem Zeitgeist hinterher, wo doch Besinnung immer die Stärke war dieser Band. Brian Eno wird bemüht und darf Geräuschkulissen schieben, läppische Tricky-isms werden ab Experimente angedient und Nietzsche bekommt einen Namecheck, ohne erkenntlichen Sinn. „Music depresses me“, beginnt der Titelsong und begehrt Einlaß in die TripHop-Disco. „Go To The Bank“ fühlte sich definitiv wohler auf der neuen Depeche Mode-LP, und „Greenpeace“ ist Sozial-Schmäh unter jeder Würde. Diese Würdelosigkeit permutiert auch die besseren Tracks, sorgt für uneasy listening.

James scheitern im Kleinen, wo U2 gerade grandios scheiterten, beim Versuch, das eigene Talent auf Teufel komm raus mit der Moderne zu kreuzen. So ist „Whiplash“ ein kleiner Bastard, „Pop“ ein großer, beide aber tragische Irrtümer, weil Talent nicht teilbar ist und der Zeitgeist nicht gefickt werden will.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates