Marcy Playground – MP3
Es gibt wenige Bands der jüngeren US-amerikanischen Musikhistorie, an denen seitens der Kritik weniger gutes Haar gelassen wurde als an Marcy Playground. Wollte man den Einstiegshit „Sex And Candy“ von 1997 hier und da noch ganz lustig finden, fielen Album eins und zwei furchtbar durch. Die verschlafen geschrammten Nirvana-Riffs, die leidlich lustige Pop-Attitüde, all das fand man zurecht schal und bedeutungslos und ganz die falsche Richtung für ein gesundes Fortkommen der modernen College-Rock-Musik.
Am neuen, wiederum leidlich lustig „MP3″genannten Album findet der eine oder andere US-amerikanische Rezensent nun positiv, was eben noch der Grund für die Schelte war: Dass Marcy Playground sich nach wie vor nicht abkehrten vom unzeitgemäßen. Cobain-Kupferstich, sei doch in Zeiten des Eighties-Revivals und Garagenrock-Hype ein Beleg für innere Stärke und Integrität. Das sicher nicht!
Positiv vermerken könnte man indes, dass MP auf ihrer dritten Platte das Kindische, blöd Witzige aus gegebenem Anlass gegen eine Handvoll erwachsener Gefühl eintauschen, etwa in dem mit Fiddle verschönten Kriegsrequiem Jesse Went To War“ oder der etwas lapidaren USA-Kritik „Flag And Finger“. „So I raise the flag and finger/ And leave it there to linger“, ätzt MP-Macher John Wozniak da zu Lala-Chören, „yeah this is my solution/ And this is my american revolution“. Wenn’s denn hülfe.
Die Musik dazu ist eine druckvollere, klarsichtigere Version des eingangs beschriebenen Grunge-Pop, wie er hier schon zum Karrierestart als hier einzige Stilmöglichkeit etabliert wurde. In guten Momenten sind dann die Dandy Warhols näher, als man denkt – und das ist für die künstlerische Zukunft von Marcy Playground freilich nicht die schlechteste Perspektive. Runter vom Spielplatz, Herr Wozniak!