Marilyn Manson – The Golden Age Of Grotesque

Angeblich entartete Kunst, aber dann doch nur typisch Manson.

Die üblichen Zutaten, um ein bisschen Aufregung zu erzeugen, sind natürlich wieder vorhanden: Das Cover stammt von Gottfried Heinwein, und Marilyn Manson verkündet, hier gehe es nun um „entartete Kunst“. Auch nichts Neues, denkt man, denn schließlich brachte der Typ schon vor Jahren Menschen dazu, seine Platten zu verbrennen, weil er zu dekadent und zu krank und ganz offensichtlich zu einflussreich war.

Die Plattenfirma sah sich angesichts Mansons hochtrabender Ideen genötigt, im Beipackzettel ein paar Begriffe zu erklären: Wer ist Helnwein? Was ist entartete Kunst? Was ist Vaudeville? Wir sparen uns die Details. Denn, Überraschung: „The Golden Age Of Grotesque“ hat gar nichts damit zu tun. Es ist einfach ein gutes Marilyn-Manson-Album mit all den gewohnten Themen: Sex, Brutalität, Gott, Rebellion, Sinnlosigkeit und eine Menge Schimpfwörter. Diesmal kommt eben noch prätentiöser Kunstschmarrn dazu, der sehr unterhaltsam ist Textprobe aus dem Titelstück: „We’re the low art gloominati/ And we aim to depress/ The scabaret sacrilegends/ This is the golden age of grotesque.“ Dabei war Manson doch schon immer grotesk. „This Is The New Shit“? Von wegen. Es ist die alte Leier, so aufregend Manson sie auch verkauft. Natürlich hat er wieder die fieseste Produktion (von Tim Skold, Ex-KMFDM), zwischen den Lärm-Passagen die schönsten Stops, die härtesten Texten, wunderbar böse gesungen, gegrölt und gewispert.

Und am Ende hat man erneut das Gefühl, dass der Mann dringend jemanden braucht, der ihm das wirre Köpfchen streichelt und ihm die Flausen austreibt. Wer die klugen Essays gelesen hat, die Manson immer mal wieder für verschiedene Publikationen schreibt, wer ihn in „Bowling For Columbine“ gesehen hat, der ahnt längst Würde er endlich die lästigen „Shit“-Tiraden und lächerlichen Hass-Kanonen weglassen, bliebe ein interessanter Kerl übrig. Aber den Mut muss Manson erst mal haben.

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