Mark E. Smith – The Lives And Tales of Mark E. Smith
The Lives And Tales of Mark E. Smith (Viking, ca. 30 Euro) von Mark E. Smith persönlich, assistiert von Austin Collings. liest sich, wen wundert’s, höchst vergnüglich, auch wenn man mit den apodiktischen Urteilen des giftspritzenden Grantiers nur in den seltensten Fällen konform geht. Egomanisch bedient sich Smith der ersten Person Singular, auch wenn The Fall als handelndes Subjekt auftreten, und erzählt alles hübsch der Reihe nach. Mit der von ihm gewohnten sprachlichen Unzweideutigkeit. „Cunts“ und „Wankers“ bevölkern Smiths Leben in so großer Zahl, er gefällt sich in einem so lückenlosen Verächtlichmachen der Verhältnisse, dass es bisweilen komisch wirkt. Interessant indes ist die Bandhistorie, die analytischen Betrachtungen über die Musik von The Fall, ihre Motivation und Wirkung, sowie die nicht selten prekären Bedingungen, unter denen das personell fluktuierende Projekt so lange und entgegen aller Geschäftsrationalität über Wasser gehalten werden konnte. Überhaupt: Geld – oder vielmehr der notorische Mangel daran – bestimmte Smiths sich immer wieder neu radikalisierendes Musikschaffen weit mehr, als ihm lieb war. Auch wenn er seinen Offenbarungseid heute abtut als notwendige Erfahrung. Die Memoiren eines zornigen jungen Mannes, der sich diesen Zorn bis heute als Kostbarkeit bewahrte, nichts mehr hassend als Diplomatie in Musik und Wort.