Mark Herman – Der Junge im gestreiften Pyjama

(Start 7.5.) Je mehr man über den Holocaust erfährt, desto unbegreiflicher wird er. Insofern ist der Ansatz des Romanautors John Boyne, die Ereignisse aus der Perspektive eines Kindes zu betrachten, mehr als ein erzählerisches Experiment: Dessen unschuldige Naivität illustriert erschütternd, wie damals durch schuldhaftes Wegsehen die Verdrängungsmechanismen im Alltag griffen. Der achtjährige Bruno (Asa Butterfield) zieht 1940 mit seinen Eltern von Berlin aufs Land. Sein Vater (David Thewlis) ist ein Nazi-Offizier, der Kommandant eines Lagers wird, das die Mutter (Vera Farmiga) als „Farm“ bezeichnet. Bruno darf den Ort nicht betreten, gerade deshalb aber wird er neugierig. Bei seinen Erkundungen lernt er den gleichaltrigen Shmuel (Jack Scanion) kennen, der auf der anderen Seite eines hohen Stacheldrahtzauns lebt und einen gestreiften Pyjama trägt, wie Bruno es nennt. Shmuel versteht nicht, warum er hier ist, und Bruno kann es ihm auch nicht erklären. Und so bringt die beklemmend mit dunklen Ahnungen und Drohungen inszenierte Parabel das Grauen auf den Punkt: Man weiß noch immer nicht, warum der Holocaust geschehen musste.

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