Mark Knopfler :: Shangri-La

Schönes, oft behäbiges Gitarrengezupfe vom Strand zu Malibu

So unschuldig, so unverbogen und transparent, wie die Gitarre am Anfang zu Knopflers selbstverlorenem Gesang schrängelt, vermutet man ein Statement. Schluss mit den Feldversuchen in Übersee, Schluss mit Opulenz und perfekt inszenierten Oberflächen, scheint Knopfler zu sagen, dieser Schuster will zurück zu seinen Leisten. Ein frohe Botschaft. Schließlich war der breitwandige Amerikanismus von „Sailing To Philadelphia“ und der folkloristische Selbstversuch von „Ragpicker’s Dream“, wenngleich nicht ohne gute Momente, doch das Werk eines Touristen.

Der Auftakt (das Lied heißt „5.15 AM“) setzt die Vorzeichen richtig. „Shangri-La“, das vierte Soloalbum von Mark Knopfler, wurde in einer einwöchigen Session in einem kleinen, ganz altmodischen Studio am Strand von Malibu aufgenommen. Knopfler und seine nun schon bewährte Band spielten live aufs Tonband, brauchen keine Studiottricks oder viele Overdubs. Die 14 Lieder sind selbst in rhythmisch bewegten Momenten (der Bottleneck-Groove „Donegan’s Gone“, der Latino-Schunkler „Postcards From Paraguay“) ganz in Schlaf getaucht, und in dieser Langsamkeit ist Knopfler ja zu Hause. Magie entfaltet sich hier

in der Stille, in kleinen Changes, deren eigentliche Schönheit dem entgeht, der es allzu eilig hat mit der Kunst und den Akkorden.

Wenn Knopfler nun musikalisch also noch hinter „Love Over Gold“ zurückgeht, dann wäre das im Grunde eine kleine Sensation. Aber sensationell ist „Shangri-La“ nicht. Knopfler schreibt kein „Romeo And Juliet“ mehr, auch kein „Lady Writer“. Lediglich in genanntem Opener, dem tollen „Back To Tupelo“ sowie einigen verstreuten Momenten blitzt die Klasse dieses Frühwerks ein bisschen auf. Der Rest ist die hier und da schöne, oft auch behäbige Musik eines Gitarristen, für den eine neue Platte kein künstlerischer Ringkampf ist, sondern ein Urlaub in Malibu.

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