Mark Lanegan – Field Songs

Wenn Mark Lanegan sich nicht die Butter aufs Brot verdient, auf der Bühne mit der semi-coolen Rabatz-Combo Queens Of The Stone Age, sucht er sein Heil auf Solo-Pfaden. „Scraps At Midnight“, sein 98er Werk, war ein dunkles, morbides Gemälde von verkrachten Existenzen, hoffnungsarm und musikalisch brachial.

Lanegans letztes Album dagegen, J’UTakeCareOfYou“, zeigt ihn als feinnervigen, detailversessenen Interpreten anderer Songwriter, darunter Tim Hardin und Fred Neil, Bück Owens und O.V. Wright. Schon diese Selektion sprach Bände über des Sängers Geschmackssicherheit, seine ingeniösen Arrangements tauchten die Vorlagen aus Folk und Soul in ein neues, fahl flackerndes Licht.

„Field Songs“ besetzt den Platz zwischen diesen beiden Alben. Lanegan singt eigene Songs, instrumentiert diese jedoch mit größter Zurückhaltung. Wo „Setups“ bretterte und Klangmauern baute, Stein um Stein, und die Stimme unter all dem Mörtel oft kaum mehr auszumachen war, bescheidet sich „Songs“ mit Blockhütten und Pfahlbauten (um im Bild zu bleiben). Spartanisch mutet das manchmal an, weil Lanegans Gesang weit im Vordergrund steht, doch offenbart sich das Backing schon bald als einfallsreiche, abwechslungsvolle Kulisse, Die meliotronigen Schübe neben einer dementen Gitarre und hinter diesem irrlichternden Chor auf „No Easy Action“ verlieren gen Ende an Fahrt und münden in eine Reminiszenz an „2000 Light ears From Home“: Sixties-Synth-Signaturen! Dazu Piano, mal lyrisch, mal polternd. Akustik-Gitarren omnipräsent, Orgeln auch. Nach einer V&feile spürt man sie gar, wo sie nicht sind. Wie ein Amputierter den Phantomschmerz.

Und so sublim sind auch die Songs. „It’s about that feeling that you get when you get so lonely“, singt Lanegan auf „She Done Too Much“, während im Hintergrund eine Stimme wehklagt wie aus dem Verließ, und fasst damit zusammen, was sämtliche „Field Songs “ sagen. Wem der Sinn etwa nach Helligkeit und Freundlichkeit steht – hier wird er sie nicht finden. „Fix“ heißt der letzte Cut, und Lanegan zerdehnt das kurze Wort heulend auf ein Dutzend Silben. Ein Lied vom Sterben. Und als das Licht verlischt, hört man in weiter Ferne ein trunkenes, weltverdrossenes Lalala-Lala wie von Leonard Cohen. Doch übt der sich in gelassener Altersweisheit, während Mark Lanegan noch brennt. Laughing Lanegan.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates