MARK LANEGAN – Scraps At Midnight :: SUB POP/BEGGARS BANOUET

Wenn die Katze gefesselt in ihrem Körbchen liegt, feiern die Mäuse ein nächtliches Freudenfest – so jedenfalls muß man die Geschichte deuten, die uns der Cartoon auf dem Cover von Mark Lanegans drittem Solo-Album erzählt. „Scraps At Midnight“ – neun kleine Brocken um Mitternacht wirft uns der Sänger der Screaming Trees hin, aber manche von ihnen sind gar nicht so klein. Gleich mit dem Opener stößt uns Lanegan wieder mitten hinein in seine delirierende Solo-Welt, die ja mit dem Blockhütten-Grunge der Trees noch nie viel gemein hatte.

Bei „Hospital Roll Call“ liegen wir auf einer Krankenhausbahre und werden in einem Höllentempo durch die Gänge gefahren. Irgendwo im Hintergrundjammt eine TexMex-Combo, und Lanegan grölt von Zeit zu Zeit „Sixteen“, als wäre er von allen guten Geistern verlassen. Doch dann wird es wieder ruhiger. Wir finden uns in derselben Blockhütte wieder, wo „Whiskey And The Holy Ghost“, Lanegans letztes Werk, endete. Draußen ist – natürlich – die einsame Wüste. Wir sind allein.

Die Einsamkeit der Existenz, die Sehnsucht nach der Unbeschwettheit der Jugend, die Suche nach Nähe, die Bitterkeit gescheiterter Versuche – darum geht es bei Mark Lanegan, der über diesen Dingen nicht viel Pathos verschüttet. Seine Stimme ist unprätentiös und brüchig, dabei aber selbstsicherer ab noch bei „Whiskey“. Die Vorbilder, Leonard Cohen und Tom Waits etwa, rücken mehr und mehr in den Hintergrund und machen Platz für Mark: Lakonisch und meditativ brütet er über seinen Melancholien. Lieber will er darin baden, als loszulassen von seinem Seelenleid, denn ohne Schmerz gibt es keine wahre Romantik.

Bei der Instrumentierung halfen neben Mike Johnson (Dinosaur Jr.) auch J. Mascis persönlich und Ur-Grunger Tad Doyle (TAD). Gemeinsam saßen sie wohl in Marks Hütte herum, tranken und tanzten um die schlummernde Katze herum. Und die heißt Liebe, wie sonst…

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