Marketa Irglova :: Anar
Ätherischer Indiepop – leider nur die Hälfte von The Swell Season
Berufliches und Privates sollten nicht durcheinandergebracht werden: Marketa Irglova und Glen Hansard waren (vielleicht auch: sind) The Swell Season, wurden beim Dreh des Indie-Streifens „Once“ ein Paar, bekamen für ihren Filmsong „Falling Slowly“ einen Oscar, sind seit 2009 aber nur noch „gute Freunde“, und eigentlich bei jedem Song auf Irglovas Solodebüt „Anar“ fühlt man: Etwas fehlt.
Denn musikalisch haben sich die beiden glänzend ergänzt, Irglovas zierlich-weicher Sopran bildete stets einen wunderbaren Widerspruch zu Hansards angerauter Stimme und den sich auch mal wild gebärdenden Indierocksongs. Übrig bleibt beim Solo Zartheit, Pathos und das Tremolo, dem die Kompositionen und Arrangements nichts entgegensetzen. Ob im von einer sanften Klaviermelodie getragenen „Your Company“ oder im mit mäandernden Gitarren dekorierten „We Are Good“ – kaum gelingt es Irglova, die Stimmung zu variieren, zu oft verliert sie sich im Ätherischen. Mal verwandelt sich die Tschechin in eine gezähmte Kate Bush („Wings Of Desire“), mal versucht sie sich an romantischen Klavierarpeggios („Crossroads“, „Last Fall“), mal beschert sie der Percussionistin Aida Shahghasemi große Auftritte („Dokthar Goochani“). Aber nur in der Rhythm’n’Blues-Nummer „Go Back“ wird der Tonfall bestimmter.
Als „Anar“-Referenzen nennt der Pressetext zwar Otis Redding und Nick Cave (die man nur mit viel Fantasie heraushört), Irglovas bessere Swell-Season-Hälfte wird aber mit keinem Wort erwähnt. Immerhin macht sie mit Hansard auf der Website von Swell Season noch gemeinsame Sache. Beide Solotourneen sind dort verzeichnet. Vielleicht kreuzen sich ihre Wege ja unterwegs doch noch einmal, und alles wird wieder gut. (Anti/Indigo) Gunther Reinhardt
Beste Songs: „Crossroads“, „Go Back“