Martin L. Gore – Counerfeit2 :: Mute

Es wird Frühling, und schon sprießen bei Depeche Mode unkontrolliert die Solozweige. David Gahan will Songwriter werden, Andrew Fletcher schreibt vermutlich bald einen Bestseller über Controlling. Freunde, holt die Gartenschere! Bei Gore bemerkt die Plattenfirma ganz richtig, dass dieser sich auch einfach nur still an den Strand hätte legen können. Geld und Absicherung ist ja da. Wollte er aber nicht. Genauso wenig wie eine der anderen gängigen Vorruhestands-Aktivitäten (DJ, Weltfrieden sichern, Darmkrebs-Vorsorge).

Bleibt also nur noch das obligatorische Album voller Cover-Versionen. Die Label-Kollegen von Erasure haben aus dieser Idee bereits das schlechteste Album des Jahres gemacht Doch auf einem derart billigen Schunkel-Dampfer ist Martin Gore natürlich mitnichten Passagier. Gore ist vielmehr der Iceman, der den Songs die Seele klaut und sie anschließend wieder zur Welt bringt. Eine Verwandlung.

Trotzdem kann Nick Caves „Loverman“ den Keyboard-Glitzerstaub nicht gebrauchen,auch „Lost In The Stars“ wurde bereits besser interpretiert (Elvis Costello auf den „September Songs“). Das von zarten Surf-Riffs getragene „In My Other World“ ist jedoch gelungen. Und dann kommt das „Lied vom einsamen Mädchen“, von Gore mühsam auf Deutsch gesungen, dadurch bizarr und nicht ohne Reiz. All die einsamen Mädchen werden das vermutlich auch noch süß finden.

Doch im Gegensatz zu der 1989 erschienenen, fast durchgehend rührenden „Counterfeit E.P.“ ist Martin Gores Sicht der Dinge dieses Mal unzugänglicher, aber auch innovativer ausgefallen. Eine Retorten-Gala, synthetisch und seltsam distanziert.

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